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Washington und Olympic Nationalpark |
8. Woche, 3. - 9. Juli 2006 |
Am Montag bewegte ich mich weiter in westliche Richtung und konnte den Pazifik am Nachmittag schon förmlich riechen. Mein ständiger Begleiter war jetzt jeden Vormittag der Nebel, der teilweise in dichten Schwaden in den Niederungen lag und manches mal sehr gespenstisch aussah. Gegen Mittag löste sich der Nebel auf und bei blauem Himmel und Sonnenschein war das Radeln dann doch genussvoller durchzuführen. Kaum war jedoch der Nebel verschwunden, blies mir jeden Tag der Südwestwind in unverminderter Stärke ins Gesicht. So verbrachte ich die ersten Tage auf dem Highway 101. Am Montagabend fuhr ich bis weit hinter die Ortschaft Forks, um am Dienstag frühzeitig im Olympicpark einzutreffen.
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Mit einiger Verspätung traf ich gegen Mittag am Eingang zum Regenwald ein. Ich hatte auf dem Weg zum Park ein Schweizer Pärchen getroffen und mehr als eine Stunde mit ihnen geplaudert. Sie waren aus Wetzikon und fuhren schon seit drei Jahre mit ihrem Camper in der Welt umher.
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Das Faszinierende am Olympic Nationalpark ist, dass er aus drei verschiedenen Ökosystemen besteht. Auf einer Fläche von 3.626 qkm kommen subtropischer Regenwald, 100 Kilometer unberührte Ozeanküsten und ein eindrucksvolles Hochgebirge mit 60 Gletschern zusammen.
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![]() Unerschlossene Wildnis Der Olympic Nationalpark ist ein Naturerlebnis der besonderen Art. Seinen Namen verdankt er dem 2.430 m hohen Mount Olympus, der 1889 erstmals von einem Forscherteam erklommen wurde. Seitdem gab es immer wieder heftige Auseinandersetzungen mit der Holzindustrie, die die einzigartigen Regenwälder des Nationalparks abholzen wollte. Seit 1981 gehört der Park zum Weltnaturerbe. 95 Prozent des Parks bestehen immer noch aus unerschlossener Wildnis. Douglastanne, Sitka-Fichte, Hemlock und Zeder sind die vier größten Baumarten des Regenwaldes. Sie ragen bis zu 90 Meter in den Himmel hinein. Milde Temperaturen in geringer Höhenlage und Niederschlagsmengen von jährlich mehr als 3.500 mm fördern ihr Wachstum. |
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Im "Hoh Rainforest" durchwanderte ich den ganzen Nachmittag in von Moosen und Farnen überwucherten Regenwäldern und war fasziniert von dieser einzigartigen Schönheit, die dieser Märchenwald mit seinen weit ausladenden, moosbewachsenen Ästen ausstrahlt. Vor mir plätschert kristallklares Bergwasser und hinter mir erheben sich die mächtigen Stämme der Sitkas. Einfach grandios!
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Müde von der langen Wanderung und mit vielen neuen Eindrücken fuhr ich aus dem Park in Richtung der zerklüfteten Küste. Nach langem Suchen, ich wurde schon ein bisschen ungeduldig, fand ich doch noch 2 Quadratmeter ebenen Boden und war zufrieden, als mein Zelt um 21 Uhr stand. Wieder hatte ich einen superschönen Tag erleben dürfen.
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Ich hatte an diesem Tag einfach keinen grossen Bock, mehr zu tun. In einer Jungwaldschonung stellte ich das Zelt auf und merkte beim Kochen, dass ich vergessen hatte, genügend Trinkwasser zu besorgen. Also musste ich sehr sparsam mit dem köstlichen Nass umgehen. Gegen 21 Uhr, ich hatte mich schon im Schlafsack verkrochen, bekam ich noch Besuch von einem Hirsch oder Elch. Ich hörte ihn schon von weitem den Weg lang trappen. Vor dem Zelt blieb das Tier abwartend stehen und fauchte kräftig, als ich es verscheuchte. Mit einem gewaltigen Sprung war es ins Gebüsch geflüchtet um nach ca. 10 Minuten erneut fauchend wieder aufzutauchen. Erst am anderen Morgen sah ich, dass das Tier in der gewählten Fluchtrichtung nicht weiter konnte. Mir war es in der Nacht auch nicht ganz wohl in der Haut, hatten mir doch Indianer Wochen zuvor erzählt, dass Menschen von Elchen schon tot getrampelt wurden.
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Von nun an folgte ich mehr oder weniger der nordpazifischen Küste nach Süden. Den freien Pazifik hatte ich noch nicht erblicken können. Nur das ferne Grollen lies mich die Naturgewalten erahnen, die unermüdlich gegen die schroffen Felsen schlugen. Für mich ging es in der waldreichen Gegend öfters die Hügel hoch und runter. Anstrengende Tage lagen noch vor mir. Hinter Raymond wurde am Donnerstag in der Wiese eines zum Verkauf angebotenem Haus gezeltet. Somit trennten mich nur noch 50km zum Columbia River, der seinen langen Weg hier endlich beenden kann und ins Meer strömt. Gleichzeitig bildet er auch die Grenze zu Oregon, die ich am Freitag überschreiten (fahren) wollte.
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Gegen die Mittagszeit erreichte ich den Columbia River. Meine Güte, ist der in der Zwischenzeit, als ich ihn in Kanada in der Ortschaft Revelstoke überquerte, angewachsen! Von weitem sah ich schon die Brücke, die den Fluss überspannt. Das waren mehrere Kilometer zum anderen Ufer. Zudem war der Pannenstreifen, wenn man die 30 cm bis zum Randstein so nennen will, auch nicht zum laut jubeln. Also Augen zu und durch!! Genervt durch den regen Verkehr erreichte ich auf der anderen Seite die Stadt Astoria und war damit im Bundesstaat Oregon.
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Es war Mittwoch, der 5. Juli 2006 und ich war nicht in Stimmung zur Wochenteilung Grosses zu vollbringen. Spät genug, der grösste Teil des Nebels hatte sich schon aufgelöst, sattelte ich lustlos meinen Drahtesel und fuhr in Gedanken versunken weiter in Richtung Süden. Es hatte sich doch stärker abgekühlt und ich war ständig damit beschäftigt, die Jacke an- oder wenn es hoch ging auszuziehen. Nach 75 gefahrenen Kilometern gab ich auf.
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Nun ging es durch eine Wildnis Oregons, die sich grandios in Szene setzte: zerklüftete, waldreiche Vorgebirge, mächtige Berggipfel, feinsandige Strände und gewaltige Klippen, an denen sich die Urgewalt des Ozeans entlädt - ein Spielplatz der Schöpfung!
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An der Mündung des Nehalem Rivers schien der endlose Strand nur mir allein zu gehören. Mehr als zwei Stunden spazierte ich zwischen weissem Sand und wolkenverhangenem Himmel. Die See war rau und die Luft salzig. Gerne hätte ich noch einige Fotoaufnahmen geschossen, aber der starke Nebel, der vom Pazifik am späteren Nachmittag wie ein weisses Leintuch plötzlich hereinwehte, brachte mich zurück in die Realität und liess mich weiter in den wärmeren Süden ziehen. In der Nacht auf den 8. Juli war wieder ein grosser Hirsch vor meinem Zelt und stolperte über die Abspannseile. Sind die Tiere in Amerika aber aufdringlich!!
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Am Sonntagmorgen trieb ein leichter Wind die letzten Nebelschwaden schnell zum Meer hinaus. Beim morgendlichen Tau werden die kleinsten Spinnennetze sichtbar und glänzen wie Diamanten in der Sonne. Das sind Naturschauspiele pur, wenn die Sonne auf die Klippen scheint und die Nebelschwaden darunter zum Wasser flüchten. Bei manchen Schluchten und Bergeinschnitten wird man auf Grund der Nebelszenarien an alte Edgar Wallace Filme erinnert. Hinter jedem nebelverhangenen Felsen erwartet man den Mörder mit dem Tod bringenden Messer in der Hand.
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Zurück zur Realität. Bei mir waren es nur die riesigen Camper, die erbarmungslos mit oder ohne Gegenverkehr auf der relativ schmalen Küstenstrasse beängstigend nah an einem vorbei schossen. Jeder Chauffeur versuchte, den Schwung aus der Talfahrt für die Bergfahrt mit zu nehmen, um ohne herunter zu schalten die nächste Bergkuppe zu erreichen. Sicher sind die meisten dieser Droschken auch noch überladen. Ich hatte an diesem Tag doch weit über 120km zurück gelegt und war am Abend k.o. Alles schmerzte mich. Angefangen bei den Fusssohlen, die brannten als wäre ich über glühende Kohlen gelaufen. Von den Knien ging ein stechender Schmerz aus und mein Hinterteil wollte sich einfach nicht an die ergonomische Fehlentwicklung eines Sattels gewöhnen. Ich hatte erneut Schmerzen im Rücken und meine Hände taten weh von der anstrengenden Fahrt. Das wäre am Abend der richtige Zeitpunkt für ein ausgedehntes Dampfbad gewesen. Ich musste jedoch leider mit einem feuchten Zelt vorlieb nehmen.
Tachostand nach 8 Wochen 5556 Kilometer |