![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() |
Kaliforniens Garten Eden |
13. Woche, 7. - 13. August 2006 |
Gemütlich machte ich mich auf die Socken in Richtung Morro Bay es wurde ein gemütlicher Tag. Am Strand räkelten sich die Seelöwen und ich schaute ihnen die längste Zeit zu, wie sie ihr Sonnenbad genossen. Manchmal kam es zu Auseinandersetzungen mit ihren Artgenossen, die auch ein warmes Plätzchen ergattern wollten.
|
In der schön gelegenen Bucht mit ihren Segelbooten stellte ich das Zelt auf und bestieg anschliessend einen Hügel, um den Sonnenuntergang besser beobachten zu können. Die Sonne neigte sich glutrot, langsam und immer schneller werdend zum Meereshorizont, um anschliessend in ihn einzutauchen. Ich dachte an Europa, wo die Menschen in wenigen Stunden wieder umherwuseln und dem Sicherheitsdenken folgend, ihrer Arbeit nachgehen, um neue Lebensversicherungen abschliessen zu können. Und ich sitze hier sorglos auf dem Felsen, beobachte die Segelschiffchen, die sich leicht in den Wellen wiegen und lausche dem leisen Plätschern an den Felsen. Das geht ja schon beinahe ins sentimentale, und morgen stand die entfernte Stadt Lompoc auf dem Programm. "Also ab in die Federn und am Morgen frisch weiter".
|
![]() |
Nachdem ich das verträumte Städtchen Morro Bay verlassen hatte, wand sich die Strasse durch das karge Küstengebirge stetig aufwärts ins Landesinnere. Anschliessend, ich hatte die Höhen erklommen, wechselte abrupt das Landschaftsbild und aus dem, von der Sonne verbrannten, dürren Grasland wurden in sattem Grün scheinende, gigantische Erdbeerfelder. Die riesigen Plantagen reichten dabei bis zum Horizont und Scharen von mexikanischen Gastarbeitern waren dabei, die Früchte zu ernten. Ich half ihnen ein bisschen dabei. Der Unterschied bestand einzig darin, dass meine Ernte nicht für den Verkauf bestimmt war. Nachdem sich im Magen ein Sättigungsgefühl einstellt hatte, zog ich weiter. Dabei bemerkte ich, dass bei meiner Ernteunterstützung kein einziges Vögelchen gezwitschert hatte. Im Stillen dachte ich, ob ich wohl auch bald aufhören werde mit dem Gezwitscher bei so viel Chemie.
|
![]() |
![]() |
Am Morgen, ich war gerade mit dem Frühstück beschäftigt, stürzte sich ein Reporter aus Santa Barbara auf mich und quetschte mich aus. Aus allen Richtungen blitzten die Lichter und nachdem ca. 10 bis 15 Bilder in der Kiste waren, musste ich ausführlich Auskunft geben. Er wollte einen Bericht in der regionalen Zeitung einbringen und hatte mich als Opfer ausgesucht. Er lebte früher in Südafrika (sah ich auch am Burengesicht) und kam vor fünf Jahren nach Kalifornien. Es entstand eine angenehme, längere Unterhaltung und nach einer Stunde war ich froh, dass er sich aufmachte, um in die Redaktion zu kommen. Mein Magen knurrte in der Zwischenzeit nämlich schon beängstigend laut. Nachdem ich gefrühstückt hatte, wurde Wäsche gewaschen und mein Proviant kontrolliert. Es war nicht mehr viel verfügbar an Essbarem. Da war ich richtig froh, dass ich in San Francisco nach einem Stadtmarathon 30 Fitnessriegel gratis bekommen hatte und somit noch genug Kalorien vorhanden waren. Zum nächsten Supermarkt war es doch zu weit. Für die motorisierten Amerikaner ist das natürlich kein Problem. Die sausen locker 100km, um sich ein Brot zu kaufen. Naja, man muss ja auch etwas tun für die Erderwärmung!
Gegen die Mittagszeit wagte ich mich dann wieder in die Fluten. Die Wellen erreichten nicht mehr ganz die Grösse vom Vortag. Trotzdem war es ein grosses Vergnügen, gegen die Brandung anzukämpfen. Müde legte ich mich anschliessend in die Sonne und liess mir die nächsten Etappen durch den Kopf gehen. Ich merkte, dass ich mich schon wieder halb auf der Piste befand. In mir fing es wieder an zu kribbeln und es wurde Zeit, diese schöne Küstenregion zu verlassen. Am späteren Nachmittag traf noch ein älteres Pärchen aus Santa Monica auf dem Platz ein. Ich hatte die Beiden schon vor drei Tagen kennen gelernt und wir konnten uns lebhaft über das Erlebte unterhalten. Er war als Professor angestellt bei der Uni in der Stadt. Er machte ausführliche Eintragungen und Zeichnungen in seinem Tagebuch und seine Frau kochte das Essen. Ich sah, dass sie sich sehr gut ergänzten und ein richtiges Team bildeten. Weil ihm sein Job gut gefalle, wollte er die Pensionierung noch ein paar Jahre hinausschieben. Wir quatschten noch eine Zeitlang am Lagerfeuer, das er entfacht hatte. Es waren nette Erdenbürger! Ich machte mich nach dem Frühstück daran, mein Zelt zu versorgen. Meine Nachbarn waren etwas früher aufgestanden, denn sie wollten noch nach Hause kommen an dem Tag. Sie verabschiedeten sich und gaben mir einen Tipp auf den Weg, wie ich am besten fahren sollte, um den Bergen aus dem Weg zu gehen. Auch ich sass dann eine Stunde später wieder fest im Sattel und fuhr Richtung Mc Grath Staatspark. In einer sehr belebten Kurve sah ich einen Rollstuhlfahrer auf der Fahrbahn liegen. Als ich mich vergewissert hatte, dass es sich hier nicht um einen Räubertrick handelte, traf ich Vorbereitungen, um dem Verletzten in seinen Rollstuhl zu helfen. Er konnte nur ganz leise stammeln, dass er Paraplegiker sei. Er war mit einem Rad auf eine Erhöhung gefahren und dabei auf die Strasse gestürzt. Wie er, lagen seine ganzen Utensilien auf der Strasse und die Autos fuhren gefährlich nahe daran vorbei. Nachdem ich den Wagen von der Fahrbahn geholt hatte, ging ich daran, den schweren Mann wieder in sein Gefährt zu heben. Endlich konnte ich meine Samariterkenntnisse anbringen und den schlaffen Körper in den Wagen heben. Mit letzter Anstrengung hatte ich ihn platziert. Noch die Füsse auf den Tritt und ein nochmaliges Zurückschieben in Richtung Lehne und es war geschafft. Danach wurden seine Habseligkeiten wieder im Korb verstaut. Ich hatte wirklich kleine Perlen von der Anstrengung auf der Stirn. Ich verabschiedete mich von dem älteren Herrn und werde wohl nie mehr den dankbaren Blick in seinen Augen vergessen. Unglaublich was diese unvergesslichen, leuchtenden Augen alles aussagten. |
![]() ![]() |
Nach diesem Vorfall machte ich einen ausgedehnten Halt in der wunderschön gelegenen Stadt Santa Barbara. Die Innenstadt ist ein Juwel mit ihren spanisch geprägten Häusern. Ich besuchte einen Aussichtsturm und hatte einen herrlichen Blick über die Stadt. Anschliessend trank ich einen gemütlichen Kaffee in einem der vielen Strassenkaffees und beobachtete die Leute, die durch die Gassen flanierten. Eine der wenigen wirklich lebenswerten amerikanischen Städte. Ich war beeindruckt von dieser im südlichen Charme glänzenden Stadt.
![]() |
![]() |
![]() ![]() |
Nachdem ich in einem Supermarkt meine Vorräte aufgefüllt hatte, fuhr ich weiter und fand am späteren Nachmittag einen Zeltplatz im Staatspark Mc Grath.
Ich kannte den chaotischen Highway 1 vor den Toren von Los Angeles von einer früheren Reise her und wollte, um dem Arbeitsverkehr aus den Weg zu gehen, am Wochenende durch die Stadt fahren. Also war mein Ziel am Samstag Santa Monica. Früh am Samstagmorgen hüpfte ich auf mein Gefährt. Hügelig ging es weiter der Küste entlang und am Nachmittag war das Etappenziel erreicht. Den Pazifik und die Bahnlinie auf der rechten Seite und die Felsen zur linken Seite war es schwer, einen geraden Platz zu finden. Ungefähr 20 km vor der Stadt führte eine Strasse ins Landesinnere, die ich benützte, um einen Zeltplatz zu suchen. Es war wirklich schwierig. Auch in dem engen Seitental waren am Anfang auf beiden Strassenseiten nur Felsen. Nach 2 km öffnete sich glücklicherweise dann doch die Schlucht etwas und ich konnte in einer gefährlichen Kurve in ein kleines Wegchen fahren. Ich schob mein Rad durch ein Wäldchen und konnte an einem eingetrockneten Flussbett einen geeigneten Platz finden. Der Tag war wieder einmal gerettet und ich stand vor den Toren des Molochs Los Angeles. |
![]() |
Am Sonntag wollte ich die Stadt durchkreuzen. Aber wie konnte ich wie geplant meine liebe
Tochter Veronika, die in Florida in den Ferien war und noch ein paar Tage in Kalifornien
verbringen wollte, in dieser Millionenstadt finden? Nach kurzer Fahrt am Morgen teilten sich
die Strassen in alle Himmelsrichtungen und ich musste auf dem Radweg bleiben. Früh erkannte
ich, dass ein Zusammentreffen nur durch einen ausserordentlich grossen Zufall geschehen
könnte. Warten konnte ich nicht, denn ich musste das andere Ende der Stadt vor
Sonnenuntergang erreichen, um nicht in einem Motel übernachten zu müssen. Nur das Ziel vor
Augen, die Stadt so schnell wie irgend möglich hinter mich zu bringen, trat ich kräftig in
die Pedale. Der Autoverkehr hatte merklich zugenommen und ich versuchte auf Nebenstrassen,
die mit einem Radzeichen versehen waren zu bleiben, was auch meistens gelang. Ich erreichte
die bekannten Strände von Manhattan Beach, Redondo Beach, Long Beach und war am Nachmittag
in Newport Beach. Beim Eindunkeln ging es über ein ausgesprochen hügeliges Gelände
zu dem Ort San Clemente. Nach 145 Kilometern anstrengender Fahrt hatte ich das gesteckte
Ziel erreicht.
|
Hundemüde wurde in der Dunkelheit noch ein bisschen gegessen, bevor ich mich in dem gleichnamigen Staatpark Campground zum Schlafen hinlegte. Ich war ein bisschen traurig, dass ich die Veronika nicht getroffen hatte. Hätte ich jedoch ausserhalb der Stadt auf sie gewartet, wäre ich in den normalen Arbeitsverkehr gekommen und dann auf dem Highway 1 zu fahren, ist ein tödliches Unterfangen. Es gibt keinen Seitenstreifen und die heftig befahrene Strasse ist vor den Toren dieser riesigen Stadt durch die Felsen schmal und dadurch sehr gefährlich.
Die 13. Woche war vorüber und ich war 6710km von Alaska entfernt. |
![]() |