San Francisco, Yosemite- und Sequoiapark

11. Woche, 24. - 30. Juli 2006
So, nun bin ich also doch noch in San Francisco gelandet! Am Sonntag wurde erst einmal so richtig ausgeschlafen. Mein Bruder, der sich noch in den Ferien in Peru befand, hatte alles sehr gut vorbereitet. Nach dem ersten Rundgang in dem Wohnquartier wurde eingekauft und die Wäsche gewaschen. Überraschenderweise liess sich mein Brüderchen schon am Montag blicken, obwohl er den Mittwoch als Termin angegeben hatte. Die Freude war gross. Wir gingen am Nachmittag noch zu seiner Freundin nach Concord und feierten das Wiedersehen mit ein paar Bierchen. Dort beschlossen wir auch in den Yosemitepark zu fahren. Am Dienstagmorgen ging es los.
 

 
  Von San Francisco aus fuhren wir nach Osten über Sacramento zum Lake Tahoe. Die Strasse wand sich steil aufwärts und der höchste Punkt war bei ca. 2000m erreicht. Leider fanden wir in der Hochsaison keinen Zeltplatz und so mussten wir nach Carson City fahren und in einem Motel übernachten. Am Osthang der Sierra Nevada ändert sich innerhalb weniger Kilometer die Natur dramatisch: Waren wir eben noch von üppigen sommerlichen Farben umgeben, so tauchten wir jetzt in karges Buschland ein. Noch einmal fuhren wir über einen Höhenzug auf 2.000 Meter hoch, dann stürzten wir nicht nur in geologische, sondern auch in lasterhafte Abgründe: wir erreichten nach zwei Stunden Fahrt die Glitzerwelt Carson City - es war, als betreten wir eine andere Galaxie! Nach einem Espresso, der mir die Schuhsohlen hochklappen liess, wanderten wir durch die Strassen und begegneten fettleibigen Spielern mit einer halbvollen Whiskyflasche. Nach einem kurzen Besuch in einem der Spielcasinos (-5$) gingen wir zurück zum Motel. Müde von den abwechslungsreichen Eindrücken des erlebten Tages sanken wir in die Kissen.
 
Der Mittwoch war erneut ein sehr erlebnisreicher Tag. Am Valley View Lookout eröffnete sich uns ein fantastischer Blick hinunter ins Yosemite Tal. Wir durchwanderten einen Naturpark, dessen satte Farben zu explodieren schienen und bestiegen felsige Bergformationen, über die sich malerische Wasserfälle hinabstürzten. Was für eine üppige, verschwenderische Szenerie! Der Tioga Paß nördlich des Tales brachte uns auf Höhen von über 3000 Metern. Wir genossen mannigfaltige Aussichtspunkte und wanderten zu einem Wasserfall hinauf. Anschliessend besuchten wir den Sequoiapark mit seinen gigantischen Bäumen. Man kommt sich wie ein Zwerg vor beim Ausmass dieser Riesen. Unglaublich was die Natur hier vollbracht hat.
 
 
 
Am späten Nachmittag fuhren wir den kurvigen Highway 120 hinunter. Die Straße windet sich in vielen Serpentinen sachte von der Sierra Nevada hinab auf Meereshöhe. Um Mitternacht hatten wir Richmond erreicht. Es waren begeisternde zwei Tage. Danke Brüderchen.
 
Die nächsten drei Tage fahre ich mehrheitlich in die City von San Francisco. Mit der U-Bahn BART erreiche ich San Francisco und erliege schon beim Hineinfahren dem unvergleichlichen Charme dieser Stadt: An vielen der mehr als 40 Hügel reihen sich viktorianische Häuser aneinander, Wasser umgibt die Stadt von drei Seiten, die Golden Gate Bridge gilt zu Recht als die schönste Brücke der Welt. Ca. 800.000 eigenwillige Menschen leben hier und pflegen eine farbenfrohe Kultur, die so manche kreativen Energien in die Welt hinausgetragen hat: Beat, Hippies, Flower Power, peace and love, hetero- und später homosexuelle Revolution - alles Impulse, die hier ihren Ursprung fanden. "San Francisco", lese ich in einer Zeitschrift, "hat immer schon Außenseiter angezogen, es ist einer der wenigen Orte, wo Freaks belohnt werden, und wo normal sein unnormal ist."
 
 
 
Zu Fuss oder mit der Cable Car, diesem ebenso charmanten wie antiquierten Bahnsytem, erkunde ich Chinatown, North Beach, Russian Hill und Haight-Ashbury, die Wiege des "Summer of Love"; ich besuche das San Francisco Museum of Modern Art und das fantastische Asian Museum; ich trinke einen Kaffee im Coffee Shop an der Ecke und bleibe in kleinen, kitschbeladenen Restaurants entlang der Fishermans Wharf hängen. Es dauert nicht lange, und ich fühle mich nicht als außenstehender Beobachter, sondern als integrierter Teil dieser multikulturellen Gesellschaft. Nach drei tollen Tagen in der Stadt steht auf meiner (zugegebenermaßen ziemlich umfangreichen) Liste der "Hier-könnt-ich-leben-Orte" San Francisco an prominenter Stelle.

Nun musste ich mich wieder für die Weiterfahrt in Richtung Süden vorbereiten. Mein Fahrrad war in einer Werkstatt repariert worden, dabei wurden die hintere Antriebskaskade und die Kette ausgewechselt. Zudem wurde die lockere Kurbel mit den Zahnkränzen ersetzt und ausser anderen Kleinigkeiten die gebrochene Speiche erneuert.