Mexiko in Sicht

14. Woche, 14. - 20. August 2006
         Als ich am Morgen aus dem Zelt kroch, war ich von sieben Pennern umgeben, die die Nacht um mein Zelt herum verbrachten. Ein anderer Zeltnachbar meinte, dass die Brüder der Landstrasse jede Nacht erscheinen würden. Ich packte meinen Kram zusammen und radelte weiter in Richtung mexikanischer Grenze. Den Pazifik immer auf der rechten Seite konnte ich ohne gross zu überlegen wo es lang geht, meinen Gedanken nachhängen. Plötzlich stand ich, ich war immer noch in Gedanken versunken, vor einem bis auf die Zähne bewaffneten Soldaten und schaute in die Mündung eines Maschinengewehrs. Schnell spielte sich all meine Grübelei wieder auf dem Boden der Realität ab. Ich machte nur noch bedächtige, wohl überlegte Bewegungen. Schliesslich wollte ich nicht ausprobieren, ob aus dem Lauf auch eine Kugel herausflitzen könnte. Der Soldat sah wirklich aus, als wolle er ganz Amerika schützen. Mit ernster Miene gab er zu verstehen, dass er nur meinen Pass sehen wolle und meinte, dass ich mich auf militärischem Gelände befinde. Als er meinen deutschen Pass sah, wurde er von einer Sekunde auf die andere freundlicher und verwickelte mich in ein längeres Gespräch. Endlich kam ein Personenwagen, der auch zu kontrollieren war und die Unterredung hatte ein Ende. Mit militärischen Ehren wurde ich verabschiedet und ich konnte weiter durch die "Marine Base" fahren.
 
In Karlsbad machte ich meinen obligaten Kaffeehalt und anschliessend eine Stadtbesichtigung. Die Stadt war mir jedoch zu bieder und strahlte eine beängstigende Langeweile aus. Nichts für mich! Nur am Strand in der Sonne schmoren und anschliessend Frustkäufe in den Souvenirläden tätigen ist einfach nicht mein Ding!

Als ich nachmittags auf dem Campground San Elijo eintraf, lernte ich Clayde aus Texas kennen, der mit dem Rad von Vancouver gestartet war. Er wollte mit Freunden im November weiter nach Süden und in San Diego die Reise unterbrechen. Wir verabredeten uns, dort gemeinsam einen Zeltplatz zu mieten. Damit war das Problem San Diego auch gelöst.
 
 
 
Am Morgen frühstückte ich am Tisch und war wiederum von Pennern umgeben. Danach packte ich und fuhr gedankenlos in Richtung San Diego. Nach ca. 30km bemerkte ich mit grossem Schrecken, dass meine vorderen Taschen fehlten. Das war Frust pur. Ich wendete und radelte mit hoher Geschwindigkeit zurück. Dabei musste ich die stark hügelige Küstenlandschaft erneut durchfahren. Ausser Atem erreichte ich den Zeltplatz und sah meine Taschen schon von weitem auf der Bank liegen. Ein grosser Stein fiel mir vom Herzen! Beim Bepacken meines Rades hatte ich nicht bemerkt, dass sich die beiden Taschen noch auf der Bank befanden. Sie waren verdeckt von einem angelehnten Fahrrad. Durch ein kurzes Gespräch mit Clayde vergass ich schlicht und einfach die Taschen, in denen sich mein Proviant befand. Jetzt kannte ich die Gegend genauestens. Schliesslich fuhr ich die Strecke nun zum dritten Mal. Kurz nach dem Mittag erreichte ich den besagte Zeltplatz. Clayde war schon da und präsentierte mir die Rechnung. Wauuuu.. 43$. Ich war nicht überrascht, denn er hatte mir schon vorher gesagt, was es kosten würde. Aber was sich mir auf dem Platz bot, spottete jeglicher Beschreibung. Auf einem staubigen Naturboden musste ich das Zelt aufstellen. Um einen Hering in den Boden zu rammen, hätte ich ein Sprengkommando aufbieten müssen. Ich suchte mir in der Umgebung ein paar Steine, um das Zelt zu beschweren. Jedes Mal wenn ein Camper auf dem Weg vorbei fuhr, waren mein Zelt und ich in einer riesigen Staubwolke und ein Hustenanfall war unausweichlich. Ich ärgerte mich, so viel Geld für einen so miesen Platz ausgegeben zu haben.
 

 
  Nachdem das Zelt so recht und schlecht stand, schwang ich mich auf das Rad und fuhr die 10km in die City. Am Bahnhof, der im schönen Hafengebiet liegt, erkundigte ich mich über die Rückreise nach San Francisco. Das war eine Auskunft, die seinesgleichen sucht. Ständig hörte ich das Wort "maybe". Ich war der Verzweiflung nahe. Die hatten keine Ahnung, wie ich nach San Francisco kommen könnte, obwohl der Zug bis Santa Barbara ging und ich hätte umsteigen müssen. Bei der Frage, wie ich das Rad zu transportieren hätte, waren sie komplett überfordert. Ich brach darauf hin die sinnlose Unterhaltung ab. Amerika, Amerika wo sind deine geistigen Grössen! Um meine Fassung wieder zu finden, schlenderte ich gemütlich durch das interessante Hafengebiet. Da lag ein ausgemusterter Flugzeugträger im Hafenbecken, der durch seine gewaltige, monströse Grösse einen starken Eindruck auf mich hinterliess. Zur Aufmunterung trank ich in einem Strassenkaffee einen starken Kaffee und ass ein Muffin dazu. Zwei jüngere Passanten musterten aus der Ferne mein Fahrrad, das nicht abgeschlossen war. Als ich sie nicht mehr sah, weil sie 20m hinter meinem Rücken standen, ging ich zum Rad und schloss es ab. Darauf verschwanden die Kerle in Richtung Hafen. Wie heisst es doch so schön? "Vorsicht ist die Mutter der Weisheit".
 
Der Tag neigte sich dem Ende entgegen und ich beschloss, wieder zu dem katastrophalen Zeltplatz zu radeln. Dort sass Clayde und schrieb an seinen Memoiren. Wir unterhielten uns noch eine Zeitlang. Dabei stellte sich heraus, dass er auch ein richtiger Radfreak war. Er hatte schon so manches Land und so manchen Kontinent mit dem Rad durchfahren. Ich wünschte ihm beim Eindunkeln noch alles Gute und sank anschliessend in meinen Schlafsack, denn ich wollte Morgen die Grenze zu Mexiko erreichen.
 
  Downtown San Diego
 
Früh machte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes "aus dem Staub". Die rote Farbe meines Zeltes war durch die Staubbelastung nur noch schwer zu erkennen. Ich packte den ganzen staubigen Krimskrams in meine Gepäcktaschen und schlich davon. Clayde war noch schwer am röcheln, denn sein Flugzeug ging erst gegen Abend nach Texas. Auf ausgeschilderten Radwegen ging es Richtung Grenze. Vorbei an Pferdekoppeln und Gemüseplantagen. Ich sah hinter jeder Ecke ausgezeichnete Möglichkeiten, um ein Zelt aufzustellen. Man lernt eben nie aus. Die sinnlosen 22$, die ich Clayde für den miesen Platz gab, schmerzten mich immer noch. Ich befand mich plötzlich am Grenzzaun und war erstaunt, dass hier überhaupt kein Verkehr vorhanden war. Ich fragte einen Bauern, der gerade vorbei kam, nach dem Weg. Er meinte, dass die Amerikaner die Grenze vor zwei Jahren geschlossen hätten und ich in der anderen Richtung links abbiegen müsste, um zum Grenzgebäude zu gelangen. Nach weiteren 10km war es dann so weit:

Tijuana, mexikanische Grenze, Mittwoch, 16. August 2006, kurz vor Mittag: die Sonne müht sich durch einen milchig trüben Himmel, hinterlässt auf ausgedörrter, karger Landschaft ein blasses Licht. Langsam rolle ich der Grenzstation entgegen. Meine feuchten Hände umklammern entschlossen den Lenker, Reisepass, internationaler Impfpass und 20 US$ in nagelneuen, kleinen, nicht nummerierten Scheinen liegen griffbereit in meiner verstaubten Lenkertasche.
 
Tijuana   Am geöffneten Schlagbaum lehnt gelangweilt ein übergewichtiger, schnauzbärtiger Grenzbeamter. Gewaltige, dunkle Schwitzflecken zieren in Achselnähe sein tadellos gebügeltes Uniformhemd. Er winkt mir entgegen. Was will er bloß? Anhalten und Papiere zeigen? Anhalten und mit erhobenen Händen aussteigen? Ich bremse ab, doch sein Winken wird heftiger. Weiterfahren soll ich. Zögerlich rolle ich weiter und weiter und weiter … und ende schließlich an einer Drehtüre, die man auch bei uns in den Schwimmbädern kennt.

Irgend etwas lief jetzt gerade völlig schief: Ich habe mich auf eine langwierige Einreiseprozedur vorbereitet, habe in diversen Reiseführern noch mal nachgelesen, was zu beachten ist und Vorausreisende gaben mir zusätzlich letzte Tipps … und jetzt stehe ich hier auf mexikanischem Boden und muss nicht einmal meinen Pass vorzeigen? Das kann's nicht gewesen sein. Ich wende, schiebe mein Fahrrad durch das dichte Gedränge der mexikanischen Passanten 50 Meter zurück zur Grenzstation, halte mitten auf dem Gehsteig und gehe Richtung Zollhäuschen. Da kommt Bewegung auf. Der schwitzende Grenzbeamte eilt mir keuchend entgegen und fordert mich aufgeregt auf, sofort das Fahrzeug zu entfernen. Immerhin habe ich nun seine Aufmerksamkeit auf mich gelenkt.
 
Ich versuche, ihm in englisch und ein paar Brocken spanisch klarzumachen, dass ich Einreisender bin. Ich zeige ihm noch meinen Pass, den er jedoch wie ein Linienrichter bei einem Fussballspiel mit einer heftigen Handbewegung ignoriert und mich auffordert zu verschwinden. Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend und gesenktem Kopf peile ich erneut die Drehtüre an. Nur durch vorsichtige Lenkmanöver gelingt es das schwere Gefährt durch die schmale Türe zu steuern.… Mexiko!

Früh machte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes "aus dem Staub". Die rote Farbe meines Zeltes war durch die Staubbelastung nur noch schwer zu erkennen. Ich packte den ganzen staubigen Krimskrams in meine Gepäcktaschen und schlich davon. Clayde war noch schwer am röcheln, denn sein Flugzeug ging erst gegen Abend nach Texas. Auf ausgeschilderten Radwegen ging es Richtung Grenze. Vorbei an Pferdekoppeln und Gemüseplantagen. Ich sah hinter jeder Ecke ausgezeichnete Möglichkeiten, um ein Zelt aufzustellen. Man lernt eben nie aus. Die sinnlosen 22$, die ich Clayde für den miesen Platz gab, schmerzten mich immer noch. Ich befand mich plötzlich am Grenzzaun und war erstaunt, dass hier überhaupt kein Verkehr vorhanden war. Ich fragte einen Bauern, der gerade vorbei kam, nach dem Weg. Er meinte, dass die Amerikaner die Grenze vor zwei Jahren geschlossen hätten und ich in der anderen Richtung links abbiegen müsste, um zum Grenzgebäude zu gelangen. Nach weiteren 10km war es dann so weit:

Tijuana, mexikanische Grenze, Mittwoch, 16. August 2006, kurz vor Mittag: die Sonne müht sich durch einen milchig trüben Himmel, hinterlässt auf ausgedörrter, karger Landschaft ein blasses Licht. Langsam rolle ich der Grenzstation entgegen. Meine feuchten Hände umklammern entschlossen den Lenker, Reisepass, internationaler Impfpass und 20 US$ in nagelneuen, kleinen, nicht nummerierten Scheinen liegen griffbereit in meiner verstaubten Lenkertasche.

Ich war noch keine halbe Stunde auf der holprigen Teerstraße Richtung Süden unterwegs, wollte gerade Tijuana hinter mir lassen, da stoppt mich eine mexikanische Polizeistreife. Na so was. Eben noch wollten die Herren in Uniform nix von mir wissen, jetzt können sie gar nicht genug von mir bekommen. Ein Polizeibeamter erscheint neben meinem Rad (schnauzbärtig, übergewichtig, schwitzend. Grenzbeamters Bruder?) und gibt mir selbstgefällig zu verstehen, dass ich an der Fussgängerampel nicht gewartet hätte. Ich nicht gewartet bei dem chaotischen Verkehr, wo jede Maus ihr Ende genommen hätte? Ist das ein Witz??? Ich fange an, zu debattieren (was wegen der Sprachbarrieren ziemlich mühsam war), will wissen, wo denn das war, da meint der Polizist ruppig, ich könne ja gerne in sein Polizeiauto steigen und er fährt mit mir zu besagter Stelle. Und um seiner Autorität Nachdruck zu verleihen, stoppt er gleich auch noch ein weiteres vorbeifahrendes Polizeifahrzeug und nun habe ich es mit drei schnauzbärtigen Polizisten zu tun. Ja super, bin ich denn hier in "Verstehen sie Spaß"? 80 Peso koste das Vergehen, teilt man mir mit, wozu ich mich aber nicht bereit erklärte. Ich müsste mit aufs Polizeirevier, das ist auf der anderen Seite der Stadt. "O.K", sagte ich, "fahren wir los." Damit haben die Brüder nicht gerechnet. Ich steige auf meinen Drahtesel und warte, dass einer vorausfährt (der schwitzende hat immer noch meinen Pass in der Hand). Darauf hin übergibt die Schnauzbart-Gang mir meine "Papiere" und meint, ich sollte in Zukunft die Gesetze achten und die mexikanische Nationalhymne sollte ich auch auswendig lernen (nein, sagten sie nicht), dann brausen sie davon. Braten gerochen? Dies war der erste, fehlgeschlagene Versuch, mich mal eben um ein paar Dollar für die Polizeikaffeekasse zu erleichtern. Dass ich mich tatsächlich bereit erklären würde, ihnen zu folgen und nicht vorgeschlagen habe, mit einer kleinen Spende die Sache aus der Welt zu schaffen, damit haben sie nicht gerechnet! Hehehe!
 
So, nun aber los! Die Halbinsel Baja California hängt wie ein dünner Zipfel am US-Bundesstaat Kalifornien. 1.300 Kilometer erstreckt sie sich von Nord nach Süd, zwischen 45 und 170 Kilometer breit ist sie. Ihr Norden, durch den ich fahren werde, ist von einer rauen, trockenen Eintönigkeit. Die schmale, durchgehend geteerte Landstrasse verläuft zunächst nahe der Westküste und verabschiedet sich bei El Rosario ins bergige Hinterland.
 
 
 
Nachdem ich die Polizeihorde abgeschüttelt hatte, trank ich erst einmal eine Cola in einer winzigen Pizzeria (mehr als zwei Personen hatten keinen Platz). Auf der asphaltierten Strasse, mit Schlaglöchern so gross als hätten Granaten eingeschlagen, fuhr ich bedächtig, aber endgültig aus der Stadt. Keinen Augenblick den Strassenbelag und die steile Böschung aus den Augen lassend, erreichte ich die Ortschaft Rosarito und mietete mich in einem Motel ein. Nach einem ausgedehnten Spaziergang am Strand, zum Baden war es immer noch zu kalt, besuchte ich ein Strassenrestaurant.
 
 
 

 
  Wann immer es sich einrichten liess, ging ich zum Frühstück und zum Nachtessen in eines der zahllosen kleinen Straßenrestaurants oder Imbisse. Die mexikanische Küche ist eine Entdeckungsreise für sich und basiert auf der Verschmelzung zweier Esskulturen, der indianischen mit der spanisch/europäischen. Bohnenmus, Reis und eine gutgewürzte Salsa (Chilisosse) habe ich täglich auf dem Teller (auch zum Frühstück!), dazu mal Enchiladas (zusammengerollte Tortillas), mal Quesadillas (zugeklappte Tortillas) und natürlich Tacos (belegte Tortillas) mit diversen Belägen bzw. Füllungen. Dazu am Morgen Kaffee und am Abend ein kühles Bier. Und immer als Dessert eine Cola. Nicht als kulinarische Krönung, sondern als eventueller Killer, falls da irgendwas im Essen nicht mitteleuropäischen Reinheitsgewohnheiten entspricht.
 
Nachdem ich das Restaurant verlassen hatte, kam ich mir auf der Hauptstrasse vor, als wäre ich in einer gigantischen Diskothek. Aus allen Lautsprechern, die in dem Ort zur Verfügung waren, erklang amerikanische Popmusik. Armes Mexiko! An den einzelnen Strassenecken standen Mariachimusiker ratlos herum. Sie verstanden wohl ihre Welt auch nicht mehr. Ich bin in einem Amerika gelandet, das noch keine Gesetze über Ruhestörung kennt. Die Gringos genossen es jedoch, was auch an ihren Gesichtern abzulesen war, mal richtig Rabatz machen zu können. Auf der anderen Strassenseite lag eine junge Frau auf dem Boden und träumte, in einer Hand ihrer Bierflasche haltend, von höheren Sphären. Enttäuscht von dem Treiben ging ich zu meiner Herberge. Schade, dass Mexiko seinen typischen Charakter und seine Identität verloren hat. Es liegt wohl doch an der Nähe zu Amerika.
 
 
 

 
  Heute wollte ich mich wieder einmal unbedingt in die kalten Fluten werfen! Nach einem heissen Frühstück, mit gut gewürzten (Chillisosse) Tomaten und Gurken zur Vorspeise und Huevos Rancheros als Hauptgericht war ich satt. Bevor ich mich ins Motel und anschliessend zum Strand begab, machte ich noch einen Verdauungspaziergang auf der Hauptstrasse von Rosarito. Die Beach erreichte ich dann zur Mittagszeit und ass eine der leckeren Mangos, die ich zuvor gekauft hatte. Diese matschigen Früchte sind nur in der Badewanne oder an einem Sandstrand zu geniessen. Anschliessend biss ich auf die Zähne und wagte mich in die kalten Fluten. Es dauerte wieder eine Zeitlang, bis die letzte Nervenzelle von der kalten Umgebung abgestorben war. Anschliessend war es beinahe angenehm, sich im Wasser zu bewegen. Um meine Nervenzellen erneut zu motivieren, machte ich mich im Sand breit und liess eine zeitlang die Sonne auf meine Haut knallen. Fliegende Händler waren die einzigen Störfaktoren an diesem Nachmittag; nach einem lächelnden "muchas gracias" machten sich die unaufdringlichen Verkäufer ohne Widerrede davon.
 
Ensenada Ensenada
El Rosario   Ich wollte endlich einmal Mexiko "live" erleben und fuhr am Freitag weiter in den Süden. Jedoch nichts dergleichen tat sich. Der Verkehr war heftig.

Die Mexikaner pflegen einen eigenwilligen Fahrstil: Straßenschilder erfüllen lediglich dekorative Zwecke. Überholt wird, wo immer die Straße breit genug ist. Und wenn da gerade eine Kurve oder eine unübersichtliche Kuppe ist … macht das auch nichts aus. Die Fahrbahn endet meistens vor einem tiefen Abgrund. Hier mal eben mit einem Reifen von der Straße abzukommen hat fatale Folgen. Lkw-Ladungen von Mandarinen oder Konservendosen im Straßengraben belegen dies eindrucksvoll. Die wenigen, staubigen Orte die ich durchkreuze sind unattraktiv, die Häuser lieblos, die Menschen arm, aber stolz, freundlich und lebensfroh. Ich werde fair und herzlich behandelt, keiner versucht, mich übers Ohr zu hauen (deutsche Touristen genießen einen hohen Sympathiekredit). Überall dudelt Musik aus einem schäbigen Lautsprecher, eine flächendeckende Beschallung durch rhythmische Latinoklänge, die gelegentlich - kein Scherz - an Tiroler Volksmusik erinnert.
 
Wenige Kilometer hinter Ensenada, in dem Örtchen Maneadero verbringe ich eine weitere Nacht im Motel und fahre andern Tags bis kurz vor Colnett. Am Sonntag war der südlichste Punkt meiner Tour erreicht. In der Stadt El Rosario traf ich schweissgebadet am späten Nachmittag ein und suchte sofort ein Motel. Wie auch in den anderen Ortschaften hatten die Amerikaner das Zepter voll in der Hand. Discomusik klang aus jeder Türritze und auf den Strassen dröhnten die Lautsprecher.

Ende der 14. Woche hatte ich 7514km auf dem Tacho
 
 
 
Ensenada Ensenada