Bären und Durst

5. Woche, 12. - 18. Juni 2006
Der Montag fing gleich mit der Begrüssung eines Schwarzbärs an, der gemächlich über die Strasse lief und keinerlei Eile zeigte. Im Laufe des Tages sah ich noch fünf weitere Gesellen seiner Art und einen Grizzlybären der sich wohl verlaufen hatte, denn er wusste nicht so recht, wohin er laufen sollte. Ich hatte viele Bilder an dem Tag gemacht, denn hinter jeder Kurve boten sich neue Fotomotive an.
 
       Am Dienstag brach ich schon um 7 Uhr auf, um frühzeitig zu dem Ort Kitwanga zu gelangen. Es schien wiederum ein herrlicher, warmer Tag zu werden. Um 8 Uhr stand ich dann vor einer Holzbrücke, die gesperrt war und erst um 10 Uhr wieder geöffnet werden sollte. "Mist, zwei Stunden zu früh aufgestanden" dachte ich. Mit meinem aufgesetzten Hundeblick ging ich auf den Vorarbeiter zu und konnte ihn nach längerer Überredungskunst dazu bewegen, mich doch über ein schmales Brett an das andere Ufer zu lassen. Jetzt konnte ich zwei Stunden getrost fahren, ohne ein Auto zu Gesicht zu bekommen und war damit zwei Std. früher in dem Ort Kitwanga. Am Nachmittag erreichte ich die herzige Ortschaft und war damit am Ende des wunderschönen Cassiar-Steward Highways. Zurück blickend muss ich sagen, dass ich den richtigen Weg gewählt hatte. Es war manches mal eine anstrengende, qualvolle, jedoch landschaftlich sehr beeindruckende und abwechslungsreiche Zeit.
 
In den letzten zwei Tagen war ich den Coast Mountains, die rechts von mir lagen, lang gefahren und hatte nur spärlich Trinkwasser bekommen können. Auch hier versickert das Wasser ziemlich rasch durch das lockere Gestein. Ich war sehr erstaunt über die Vogelwelt. Vom kleinen Kolibri bis zu mächtigen Greifvögeln war hier alles vertreten. Bei dem bunten Geflatter kam ich mir manches mal vor wie im tropischen Regenwald.

In Kitwanga telefonierte ich in die Schweiz und füllte dann den zur Neige gehenden Proviant auf. Anschliessend bog ich in den HWY16, der mich zum Jasper und Banff Nationalpark bringen sollte. Auch auf dem HWY16 waren sehr oft kilometerlange Baustellen und statt einem Asphaltbelag nur eine Schotterpiste vorhanden. Zudem war es recht warm und der Schweiss lief in Strömen. Der Durst konnte kaum gestillt werden. Ständig hatte ich einen trockenen Hals, der beim Schlucken den Eindruck erweckte, ich hätte Schmirgelpapier gegessen. Am Freitag den16. Juni änderte sich das Wetter und die schwüle Luft verwandelte sich zu einem Gewitter. In der freien Landschaft blieb mir nichts anderes übrig als das Zelt aufzustellen. Nach 2 Stunden, es war gerade 16 Uhr gewesen, konnte ich nach einem Powernap das Fahrrad besteigen und erholt weiter radeln. Es schien als wären die Moskitos nach dem Gewitter aus ihrem Schlaf geschwemmt worden. Durch den leichten Rückenwind setzten sich die Biester immer wieder auf meine Haut, um ihren Hunger zu stillen. Am Abend kamen dann noch die kleinen Beissfliegen dazu. Jetzt musste doch der Mückenspray gezückt werden, um die Viecher wenigstens eine Zeit lang von mir fern zu halten.
 
Die fünfte Woche endete mit der Begegnung mit einem jungen Schwarzbären der im Strassengraben umhertollte. Da ich nicht wusste, wo die Mutter sich aufhielt, wechselte ich vorsichtshalber die Strassenseite. Nach einigen Kilometern ärgerte ich mich jedoch, dass ich das niedliche Kerlchen nicht fotografiert hatte. Danach konnte ich einen Elch auch nicht in eine photogene Position bekommen. Zudem war der Himmel bedeckt und eine Teleaufnahme wäre sicher verwackelt worden.

Nach fünf Wochen Fahrradsattel hatte ich doch 3404km runtergestrampelt.