Sonntag, 7. Juli 2002
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Wetter: |
Bewölkt mit leichtem Regen | |
Strecke: |
Güssing, Heiligenkreuz | |
Tagesetappe: |
69 km
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Total 1320 km |
Abfahrt war auch schon wieder um 8 Uhr. Nach einem gemächlichen Aufstieg ging es flugs abwärts. Wir kamen nach dem Frühstück schneller voran, als wir dachten. Unterwegs kreuzte ich noch die Flugschneise eines Storches, der ganz knapp hinter mir zur Landung ansetzte, um sein morgendliches Mahl in einer Wiese zu suchen. Nach einer kleinen Vesper, schliesslich bekommt man auch Hunger, wenn man einen Storch Frösche essen sieht, ging die Fahrt an einer Straussenfarm vorbei, immer weiter gegen Süden. Gerd wollte einen früheren, amerikanischen Sängerkameraden, der sich vor einem Jahr in Heiligenkreuz niedergelassen hatte, besuchen. Nach einem weiteren kleinen Hügel war Heiligenkreuz erreicht. Nach kurzem Fragen im Dorf nach der Familie Lamberti (jeder wusste, wo der Amerikaner wohnt), konnten wir das Haus schnell ausfindig machen. Dort angekommen, war die Wiedersehensfreude gross und es gab viel zu berichten, wobei ich nur als Zuhörer fungierte. Anschliessend wurde noch ein kleiner Spaziergang zur ungarischen Grenze mit Brigitte und Dennis unternommen. Dabei lernten wir auch die nähere Umgebung kennen. Dennis war ein guter Reiseleiter und zeigte uns sehr viel.
Nachher stellte sich uns die Frage ob wir weiter ziehen oder am Abend noch in einem ungarischen Restaurant Gulasch essen wollten. Wir entschieden uns für das zweite und stellten schon um 4 Uhr das Zelt auf und legten unsere ganzen Sachen in die Scheune von Dennis. Anschliessend zeigte er uns noch bei einem kleinen Dorfrundgang die Schweinezucht eines Nachbarn. Lustig, die vielen Schweine mit den Kringelschwänzchen zu sehen. Dennis will sich demnächst auch ein paar zum Mästen zulegen.
Da sich so langsam ein kleiner Hunger einstellte, beschlossen wir, eine kleine Fahrradtour zum nahe gelegenen Grenzdorf Szentgotthard zu unternehmen. Dort schwärmte Brigitte von dem guten Gulasch, den es in dem Lokal gab. Also bestellten wir alle Gulasch mit Nockerl. War ausgezeichnet. Dann ging es, nachdem wir noch Palatschinken gegessen hatten, zu Dennisens nach Hause. Wir plauderten bei Wassermelonenschnitzen noch über dies und das, bevor wir uns um 10 Uhr zur Ruhe legten.
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Montag, 8. Juli 2002
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Wetter: |
schön und warm | |
Strecke: |
Heiligenkreuz, Jennersdorf, Feldbach, Mettersdorf, Mureck, Sentilj | |
Tagesetappe: |
99 km
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Total 1419 km |
Böses Erwachen gab es beim Aufstehen für Dennis. Als wir am Vorabend in Ungarn essen waren, schien es, dass er sein Portemonnaie verloren hat. Erfolglos war er am Morgen schon nach Ungarn gefahren, um es zu finden. Durch den Verlust wurde das günstige Nachtessen doch noch zu einem sehr teuren Vergnügen, da relativ viele Euros in falsche Hände gerieten (Per Internet konnten wir 3 Wochen später erfahren dass das Portemonnaie wieder zu Vorschein kam. Noch einmal Glück gehabt!).
Um 9 Uhr 30 verabschiedeten wir uns von der Familie Lamberti und fuhren auf der Bundesstrasse 57 über Jennersdorf und Feldbach weiter, wo wir in einem Fahrrad- geschäft einen Speichenschlüssel und eine Vorderradspeiche kauften. Die Probleme bei Gerds Fahrrad lagen jedoch am Hinterrad- reifen, den wir ausserhalb von Feldbach zu reparieren versuchten. Das war aber auch ein Reparaturakt. Da wurde eine neue Speiche am Vorderrad eingebaut und hinten wurde die 8 korrigiert. Nach getaner Arbeit, die Hände waren wieder einmal schmierig, ging es nach dem Reinigen weiter. Nach 10 km , es war an einem Aufstieg und wir machten gerade eine kleine Pause, war die Aufregung perfekt. Wir merkten, dass die Fahrradpumpe fehlte. Jetzt nur keinen Platten fahren, dachten wir. Nach einer schönen Abfahrt waren wir in St. Stefan angekommen und in einem Hyundailaden konnten wir "Gott sei Dank" eine Pumpe erstehen. Nach einem Test wurde die Pumpe eingepackt und wir wollten gerade die Fahrt fortsetzen, da kam die Bäuerin und fragte, ob wir Durst hätten und lud uns zu einem gespritzten Most ein. Wir unterhielten uns mit dem Bauern und der Bäuerin eine Stunde und es blieb nicht bei einem Most. Wir mussten auch noch den guten gespritzten Wein (Eigenbau) versuchen. Zudem wurden die Flaschen mit Most gefüllt und als wir gehen wollten, wurde noch das Angebot einer Brotzeit gemacht, was wir leider ablehnen mussten. Sie zeigten uns noch einen guten, unbefahrenen Weg und dann verabschiedeten wir uns von den lieben Leuten, denen früher auch der Hyundailaden gehörte und den sie jetzt dem Sohn übergeben haben.
Die Fahrt war weiterhin angenehm, wenn nicht die grosse Hitze gewesen wäre. Lieber warm als regnerisch, war unsere Devise. Wir passierten Mettendorf und fuhren weiter Richtung Leibnitz. An der slowenischen Grenze wurden wir gefragt, ob wir genug Geld bei uns hätten (der Zöllner hatte kein Vertrauen zu Strauchdieben). Auf einer Nebenstrasse fuhren wir weiter gegen Westen und kamen zum Anfang der slowenischen Weinstrasse.
Durch den Most, den der Bauer uns mitgegeben hatte, war die Fahrt ein Kinderspiel, obwohl es ziemlich steil bergan ging. Der Most machte uns völlig orientierungslos, was wir erst am anderen Tag merkten. Um 8 Uhr hatten wir aber dann doch genug von der Fahrerei und wir suchten uns in einem Wald ein Plätz- chen neben einer alten Kürbiskernpresse. Als wir das Zelt errichtet hatten, kam noch ein Bauer vorbei, um nach seinen Ziegen zu schauen, die in einer eingezäunten Wiese grasten. Wir setzten uns auf die ausgediente Kürbispresse und verspeisten unser wohlverdientes Abendbrot. Anschliessend, es war auch schon wieder 9 Uhr 30 geworden, schliefen wir beseelt vom Most ruhig ein und träumten von einem schönen Tag, der vergangen war.
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