Fahrradreise

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Juni / Juli 2002

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Dienstag, 16. Juli 2002
Wetter: Teilweise bedeckt mit einzelnen grossen Wolken. Nachmittags teilweise sonnig
Strecke: 5 km Nach Brixen, Bozen, Nals, Lana, Marling, Meran
Tagesetappe:   74 km
Total 2134 km
Um vom Regen verschont zu bleiben, waren wir schon ziemlich früh auf und packten unsere Sachen zusammen. Anschliessend fuhren wir wieder zu der Bank, auf der wir am Vorabend unser Abendbrot gegessen hatten, und machten unser Frühstück mit Kaffee und Marmeladebroten. Um 8 Uhr ging es wieder auf die sehr stark befahrene Strasse zurück. Es gab keine Ausweichmöglichkeit in dem Tal. So kamen wir in Bozen um ca. 10 Uhr ohne grosse Probleme an und kauften sofort einen neuen Reifen. Wie erwartet kam es sogleich zum regnen und wir mussten bei dem Fahrradgeschäft unterstehen. Jetzt suchten wir einen gedeckten Platz, um meinen Hinterradreifen zu erneuern. Den Wackelreifen runter und den Neuen drauf. Oh Schreck, der Neue war zu klein (26"). Gott sei Dank hatte der Gerd noch die Rechnung und ich ging wieder zum Händler zum Umtauschen. Der neue Reifen kostete einen Wucherpreis von 15 Euro. Wahnsinn!! Der Reifen wurde trotzdem montiert und wir suchten in der gleichen Passage ein Restaurant, wo wir Maccaroni mit Tomatensauce assen.

Inzwischen war es auch schon 2 Uhr geworden und wir hatten erst 30 km hinter uns gelassen. Also mussten wir uns ein bisschen beeilen, um nach Meran zu kommen. Wir schoben die Fahrräder durch die Fussgängerzone und fuhren dann ca. 1 km, als am Ortsausgang keine Luft mehr im Hinterrad war. Sch..... Also das ganze noch einmal. Bei einem Obstbauern, der gerade seine Bäume schnitt und die Äste nach unten band, wurde das Fahrrad repariert. Jetzt ging es schon viel schneller mit dem Reparieren. Nach getaner Arbeit ging die Reise weiter und wir kamen bis Nals gut voran.

bild35 Da wir nicht auf der Hauptstrasse weiter radeln wollten, be- nützten wir eine Nebenstrasse am Berghang. Jetzt war es fertig mit dem Fahren  und wir mussten den 14° tigen Berg hinauf schieben. Es ging hoch und höher. Die hohe Tempe- ratur und die An- strengung liess die Schweissperlen auf der Stirn wieder hervortreten und zu Boden fallen. Ziemlich geschafft kamen wir nach einer Stunde oben an. Wenn wir gewusst hätten, dass es so steil bergauf geht, wären wir auf der Hauptstrasse weiter gefahren.

bild36 Wir wollten gerade losfahren, als ich merkte dass wieder ein Loch am Hinterreifen geboren war. Also Rad umdrehen und das ganze noch einmal. Natürlich kommt da nicht mehr grosse Freude auf, wenn man drei Mal das Rad umkehrt und immer wieder den gleichen Mist machen muss. Ein Blauschürzler-Bauer kam vorbei und meinte "so kann man doch nicht Rad fahren, wenn die Räder nach oben schauen" (Haha). Die Reparatur ging aber schnell und nach 15 Min. ging es weiter in Richtung Lana. Nach einer rasanten Abfahrt erreichten wir müde genug und hungrig dazu Marling. In einem schönen Restaurant wurde das Nachtessen (Hirschragout und Blaukraut mit einem Knödel) so richtig genossen. Wir wussten nicht, dass Meran schon so nahe war und befanden uns, kaum das wir im Sattel wieder sassen, in Meran. Es fing leicht an zu regnen, als wir unseren Zeltplatz suchen mussten. In Meran war das natürlich ein schweres Unterfangen, einen geeigneten Platz ausfindig zu machen Nach langem Suchen, es war schon nach 9 Uhr, konnten wir in aller Eile neben einer abgestellten Bahnlinie auf einem Lastwagenabstellplatz ein Stückchen Land ergattern. Wir waren gerade dabei, das Zelt aufzustellen, als es wieder heftiger zu regnen begann. Alle Sachen wieder in aller Eile ins Zelt, die letzten Heringe in den steinigen Boden gerammt und hinein ins Zelt. 10 Uhr war Lichterlöschen und wir verbrachten eine nicht so angenehme Nacht, da der Boden nicht ganz eben war und ich immer wieder den Berg hoch krabbeln musste.

Mittwoch, 17. Juli 2002
Wetter: bedeckt und regnerisch kühl 
Strecke: Meran bis Münster
Tagesetappe:  71 km
Total 2205 km
Ein plötzlicher unerträglicher Krach schreckte uns aus dem Schlaf, denn ein Bagger machte neben unserem Zelt sauber und die Bauarbeiter sausten umher. "Hoffentlich hat er unser Zelt gesehen" dachten wir und schälten uns aus dem Schlafsack. Es war gerade 6 Uhr und wir krabbelten aus dem Zelt, um unsere Habe zusammen zu räumen. Um halb 7 Uhr ging es weiter und die Bauarbeiter waren auch schon abgezogen. Der Spuk war vorbei.

Anschliessend erzählte mir der Gerd über die vergangene Nacht, was er alles geträumt hatte. Da war ein grosses Haus, das er auf mysteriöse Weise bekommen hatte. Dann hörte er, dass vier Affen in einem Zoo abzugeben wären. Also ging er in den Zoo und holte die vier verschiedenen Affenarten ab, um sie nach Hause zu bringen. Auf der Strasse rannten sie jedoch wild in der Gegend herum, und er war dabei sie einzufangen. Dann kam noch die Polizei und schimpfte mit ihm. Nach langem Einfangen war er mit den Affen zu Hause erschöpft angekommen. Wir mussten über den Traum sehr lachen und dachten an Freud, der seine Freude gehabt hätte über diesen Traum.

Am Bahnhof wurde Wasser gekocht und anschliessend gefrühstückt. Wir beobachteten die Leute, die aus dem Bus und dem Bahnhof kamen und gehetzt zu Arbeit gingen. Schön, wenn man Ferien hat. Wir konnten dann noch mit einem Schwaben reden, der Postbeamter in der Nähe von Stuttgart war und sich in Meran niedergelassen hatte. Gestärkt zogen wir dann um 8 Uhr weiter. Hinter Meran ging es immer bergan und ab und zu kam ein kleiner Nieselregen herab, der uns jedoch nicht weiter störte bei dem Geschwitze. Zudem fanden wir auch immer einen Unterschlupf, wo wir uns ausruhen konnten vom Bergsteigen. Die Fahrweise der Italiener muss an dieser Stelle auch erwähnt werden. Sie überholen saumässig. Die italienischen Autos scheinen nur sehr dürftig eingerichtet zu sein. Sie haben nur ein Gaspedal und eine Hupe. Und dann geht es los mit Gebrüll (Gehupe). Warum baut man nicht in die Autos auch eine Bremse ein, die man bei Gegenverkehr auch einmal benützen könnte? Hat man ein bisschen Weitblick, was jedem guten Autofahrer zu empfehlen ist, würde ein Entlasten des gequälten Gaspedals, den gleichen Efekt bewirken. Mancher Radfahrer wäre froh über einen grösseren Überholradius! Mit geschlossenen Augen konnte ich sagen ob es sich um einen Italiener, Deutschen oder Schweizer handelt, der uns geplagte Zweirädler überholte. So fuhren wir genervt bis Schluders und kauften zur Beruhigung unserer geplagten Gehirnzellen noch ein bisschen Obst. Dabei fiel dem Gerd auf, dass die Luftpumpe fehlte. Wir wollten noch eine kaufen in Schluders, doch das Fahrradgeschäft war geschlossen und so fuhren wir unverrichteter Dinge weiter. An einem weiteren Hügel machten wir wieder ein Päuschen und, da es dem Gerd keine Ruhe liess, wurde alles von seinem Rad abgeräumt, bis die Pumpe zum Vorschein kam. Er war überglücklich über den Fund und so ging es froh gelaunt weiter nach Prad, wo wir Wallnöfers (Verwante von Lissy) einen kleinen Besuch abstatteten. Wir sagten der Geschäftsinhaberin, dass sie der Anna Grüsse übermitteln soll. In dem Ferienort Prad war keine vernünftige Gaststätte zu finden und so liess uns der Hunger schnell weiter ziehen. Ausserhalb des Ortes mussten wir notgedrungen picknicken, um wieder zu Kräften zu kommen.

Dann ging es eine lange, sehr lange gerade Strasse entlang, und der Regen holte uns ein. Wir zogen die Regensachen an und weiter ging es bis zu der Abzweigung zur Schweiz. Dort suchten wir einen Unterstand bei einer Kirche. Auf einem Schild war unsere Devise geschrieben "Sich treiben lassen, ohne mit dem Strom zu schwimmen, das ist die wahre Kunst des Lebens". Wir kauften in Glums noch Fladenbrot und setzten unseren Weg fort in Richtung Schweizer Grenze. Um 6 Uhr passierten wir den Zollposten, der unsere Pässe genau kontrollierte. Er dachte wohl, dass sich wieder zwei Vagabunden in die Schweiz einschleichen wollten. 1 km weiter wurden wir, wie es sich gehört in der Schweiz, von Karabinerschüssen eines Schiessplatzes empfangen. 3 km hinter dem Zoll fanden wir auf der rechten Strassenseite neben dem Fluss auf einem Privatgrundstück mit Wochenendhäuschen einen geeigneten geraden Platz. Wir warteten noch bis zum Eindunkeln mit dem Zelt aufbauen und waren um 9 Uhr 30 in den Schlafsäcken verschwunden.


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