Fahrradreise

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Juni / Juli 2002

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Mittwoch, 26. Juni 2002
Wetter: Super, kleine Wölkchen
Strecke: Tuttlingen Sigmaringen Riedlingen
Tagesetappe: 109 km
Total 216 km
Nach Abschluss der Nachtwanderung in unserem Wohnquartier standen wir um 7 Uhr auf und waren überrascht, ein trockenes Zelt vorzufinden. Der leichte trockene Wind hatte keinen Morgentau auf der Zelthülle zugelassen und bei Sonnenschein wurde alles zusammengepackt.

Nach dem Aufstieg aus der Senke wurde 100 m weiter unter alten Pestkreuzen gefrühstückt. Nach dem guten Kaffee machten wir uns auf, in das nahegelegene (8km) Tuttlingen zu gelangen, um dort unsere leeren Trinkflaschen zu füllen und anschliessend den wunderschönen Donautalwanderweg aufzusuchen. Nach einer Zwischenverpflegung um 10 Uhr fanden wir den Radweg an der Donau und konnten nun ohne viel in der Landkarte zu suchen dem Flusslauf folgen. Um 2 Uhr kam der grosse Hunger und wir machten Tomatenhörnchen mit Zwiebeln und reichlich Knoblauch an einem Rastplatz des Fischereivereins. Wir kamen beim Essen sogar durch den scharfen Knoblauch noch ins Schwitzen. Gerd schnitzte ein Brettchen zum Zwiebeln schneiden zurecht. Nach dem Essen mussten wir bei dem wunderschönen warmen Sommerwetter ein gemütliches halbes Stündchen einlegen und unseren Gedanken freien Lauf lassen, denn der kleine Bach, der neben uns zur Donau plätscherte, klang wie eine Passage aus "Die Moldau" von Smetana. Gerd machte noch den Abwasch (machte er übrigens auf der ganzen Reise) und liess beim Abtrocknen den Kochtopf fallen. Das klang wie ein Paukenschlag, der unsere Gedanken wieder in die Realität zurück holte. Also zogen wir gestärkt weiter durch die Flusslandschaft. Es war interessant, bei der Fahrt einen Blick auf die Kalkgebilde zu werfen, die sich in immer wechselnden Konturen darboten und aus deren Formen man allerlei mystische Gestalten erkennen konnte.

bild3 Nachdem wir durch Riedlingen gefahren waren, fanden wir eine riesengrosse Wiese, auf der wir unser Nachtlager aufschlugen. Eine elfköpfige weibliche Wandergruppe wünschte uns noch eine gute Nacht, und um 10 Uhr ging es in die Klappe. Der Muskelkater war eigentlich noch zu ertragen. Schlimmer war es mit dem "Allerwertesten", der durch die Fahrerei doch stark strapaziert wurde. Gerd befand sich, nachdem er in der Horizontalen war, sofort im Land der Träume und ich fuhr noch einmal die Strecke im Eilzugtempo durch, bis ich irgendwo zwischen Sigmaringen und Riedlingen einschlief.


Donnerstag, 27. Juni 2002
Wetter: Blauer Himmel, der am Nachmittag einzelne Wölkchen zeigte. Gegen Abend Gewitterwolken mit leichtem Regen. 
Strecke: Riedlingen, Ulm, Günzburg
Tagesetappe:  110 km
Total 326 km
Gerd sprang um 4 Uhr 30 aus dem Bett (Schlafsack). Gott sei Dank liess er mich bis um 6 Uhr 30 weiter schlafen. Dafür wurde ein wunderbarer Kaffee auf der Wiese gekocht. Die in Baden neu erstandene Thermosflasche, die das gekochte Wasser sehr gut warm hält, leistete uns auf der ganzen Reise gute Dienste. Dadurch, dass wir immer warmes Wasser zur Verfügung hatten, konnten wir endlich gemütlich unseren Kaffee trinken. Mit Konfitürebrot wurde auch etwas Kraft getankt. Wir nahmen an dem Morgen alles langsam und gemütlich in Angriff (sehr langsam), denn keiner wollte so richtig in den Sattel steigen. Um 9 Uhr jedoch mussten wir wieder los, um weiter zu kommen. Wir gewöhnten unseren Hinterteil wieder an den Sattel und machten uns auf den Weg nach Ulm, wo wir unbedingt in der Nordsee Fisch essen wollten. Der Gerd drängte so nach einem Fischessen (lag wohl an den Tomatenhörnchen vom Vortage). Unterwegs trafen wir noch einen Basken zu Pferde, der vom Baskenland nach Polen wollte.

Das Donautal ist in dieser Gegend sehr breit und man kommt durch die vielen geraden Strecken zügig voran. Plötzlich rief der Gerd, der meistens hinter mir fuhr: Haaaalt…Fast wären wir noch an Ulm vorbeigefahren, wenn er es nicht gemerkt hätte. Also das ganze 4 km zurück auf dem gut ausgebauten Radweg. Mit knurrendem Magen erreichten wir dann doch noch um 3 Uhr unser Ziel (die Fischküche in Ulm). Jetzt wurde erst einmal richtig Zander und Schollenfilet geschlemmert. Gerd bekam zum Nachtisch noch ein Heringsbrötchen. Danach wurde noch ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die Innenstadt unternommen und anschliessend setzten wir unsere Reise bei schönem Wetter fort.

bild4 Nachdem wir uns wieder einmal verfahren hatten gelangten wir nach Günzburg, wo wir unser Abendessen im Park des Städtischen Krankenhauses zu uns zu nahmen. Natürlich hatten wir auch Zuschauer: von Ärzten, die im Auto vorbeifuhren und Krankenschwestern, die zu Fuss an uns vorbei liefen und sehnsüchtig auf unsere Paprikawurst blickten. Eine Krankenschwester, die gehetzt an uns vorbei lief, fragte noch, ob wir nach Passau mit dem Fahrrad wollten. Wir antworteten "nach Wien". Sie hörte es kaum noch: "toll" klang es aus der Ferne. "Mann" ist es nicht schön, Ferien und für alles ein bisschen mehr Zeit zu haben.

Das Wetter verschlechterte sich zusehends und nach einer kurzen Fahrt durch einen Wald - die Stechmücken waren sauer, dass die Zapfsäulen auf den Tretmaschinen immer so schnell vorbei fuhren - fanden wir auf einem Wirtschaftsweg einen geeigneten Parkplatz für unser Zelt. Kaum fingen wir mit dem Aufbau des Zeltes an, fing es auch schon an zu regnen. Zuvor rochen die Stechmücken den Braten und kamen in Scharen, um ein Schlückchen von dem edlen Nass zu lutschen. Wir schwangen gegen die Diebe die chemische Keule, und durch den aufkommenden Regen war der Spuk nach einer halben Stunde vorbei. Gekonnt war im Hui das Zelt aufgestellt und wir konnten uns in das trockene Nest (Schlafsack) legen. Schwül warm war es und wir streckten unsere müden Beine aus und um halb 10 Uhr war Lichterlöschen (die Augen fielen zu).


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