Freitag, 28. Juni 2002
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Wetter: |
Bedeckt mit einzelnen Aufhellungen | |
Strecke: |
Günzburg, Donauwörth, Neuburg Ingoldstadt | |
Tagesetappe: |
141 km
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Total 467 km |
Heute hatten wir es doch ziemlich eilig. Um 6 Uhr sprangen wir beide aus dem Schlafsack, um noch ein Stückchen zu fahren, bevor es zum regnen kommt. Um 7 Uhr sausten wir mit vollem Eifer los und kamen auch ein gutes Stück voran. Nach einer Stunde war jedoch der erste Dampf abgelassen und wir konnten es uns nicht verklemmen, in einer Dorfbäckerei einen Kaffee zu trinken und dazu Kirschenplunder und Haselnussgipfel zu essen. Gerd kaufte ein Mozzarellasandwich. Mit neuem Dampf konnten wir weiterziehen und den doch noch relativ schönen Vormittag geniessen.
An einem Bach konnten wir das warme Wetter und die wenigen Sonnenstrahlen aus- nützen und unsere Wäsche waschen.
Der Wind wurde jedoch immer heftiger, und am Nachmittag hatten wir recht Mühe vorwärts zu kommen. Die Geschwindig- keit liess spürbar nach und es kam einem vor, als würde es ständig bergauf gehen. Wir kämpften uns jedoch durch kräftiges Strampeln Kilometer um Kilometer vorwärts. In Donauwörth hatten wir durch die Strampelei einen knur- renden Magen und dadurch auch einen grossen Hunger, der uns jedoch aus Angst vor dem schlechten Wetter gleich weiter fahren liess. Die dunklen Wolken, die immer dichter wurden, waren schon ein bisschen furchterregend. Also rauschten wir weiter nach Neuburg, wo wir noch ein bisschen Obst kauften. Aus Angst dass es uns in den Kochtopf regnen könnte, wollten wir doch lieber in einem Restaurant einkehren. Ca. 10 km hinter Neuburg fanden wir ein geeignetes Landgasthaus, in dem wir Sauerbraten und Knödel assen. Dazu gab es das erste Pilsener, das beim Trinken richtig zischte. Um 6 Uhr 30 machten wir uns auf den Weg, um die Kalorien wieder abzustrampeln.
Durch die Knödelkur gestärkt, schafften wir es bis hinter Ingoldstadt. In der Innenstadt lief uns doch noch mal das Wasser im Mund zusammen, als wir an drei Strassenfesten mit Bier, Weisswürsten und Schweinshaxen vorbei fuhren. Das kitzelte natürlich schon ein bisschen an den Magennerven. Wir machten einfach die Augen zu oder schauten auf die andere Strassenseite, um den kulinarischen Qualen nicht zu erliegen. In der Nähe der Donau stellten wir unser Zelt auf und waren um 9 Uhr schon in den Schlafsäcken, wo Gerd bald einschlief (er schmunzelte im Schlaf und träumte sicher von einem der Strassenfeste).
Samstag, 29. Juni 2002
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Wetter: |
Kühl und windig mit teilweisem Sonnenschein | |
Strecke: |
Ingoldstadt, Kehlheim bis vor Wörth | |
Tagesetappe: |
102 km
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Total 569 km |
Um 6 Uhr war Tagwache und der Gerd machte beim ersten Blick aus dem Zelt einen so besonders verklärten Ausdruck mit leicht glasigen Augen. Den Grund dafür sollte ich 25 km später erfahren. Zuerst wurde ausgiebig gefrühstückt und anschliessend das Zelt zusammengerollt. Auf die Sättel und ab ging es im Sausewind. Wir waren gerade so richtig in Schwung und die ersten 25 km lagen hinter uns, als der grosse "Knaller" kam. Gerd las auf einem Strassenschild "Abzweigung zu einem Römerkastell".
Das wollte er trotz meiner Gegenwehr unbedingt besich- tigen. Also liess ich mich erweichen und wir machten ein bisschen auf "Ahnenfor- schung". Wir begaben uns auf den 5 km langen Limes- Umweg und standen, nachdem wir zwischendurch "Oa Brot- zeit" zu uns genommen hatten, vor der Sehenswürdigkeit, die aus ein paar Grundmauern und ungeordneten Steinbrocken bestand. Gott sei Dank hatten wir zuvor etwas Handfestes gegessen, sonst wäre es mir schlecht geworden von den umwerfenden Eindrücken. Bei der Besichtigung fing es zu allem noch an zu regnen und wir mussten uns beeilen, von den Steinhaufen und Grundmauern sowie der Gewitterwolke wegzukommen. Nach 3 km war das geschehen und wir konnten unsere Weiterfahrt in einem ruhigerem Tempo fortsetzen.
Die Donau wurde immer enger, das heisst, dass sich die Berge immer näher zur Donau schoben, bis sie auch für unsere schmalen Fahrzeuge unpassierbar wurde. Zur Entlohnung machten wir dann eine 3 km lange Schiffsfahrt die uns durch den Donau-Durchbruch führte. Tolle Namen wie Römerstein, Jungfrau und die Zwillinge (waren alles Felsen, denen ein Name gegeben wurde. Wahrscheinlich damit sie nicht verloren gehen.). Bei dem Durchfahren der Donau-Engstelle wurden Erinnerungen in uns wach, als wir vor ca. 7 Jahren am Donau-Durchbruch waren. Damals waren wir zu faul, zur verpassten Schiffsverladestelle zurück zu fahren und "trugen" unsere schwer beladenen Fahrräder, im wahrsten Sinne des Wortes, einzeln über den Berg. Es war sehr anstrengend. Dafür hatten wir jedoch eine wunderschöne Aussicht auf die Donau. Die Fahrt mit dem Schiff war nun natürlich schon bequemer. So konnten wir eine sehr interessante Landschaft an der Donau-Engstelle, ohne trampeln oder tragen zu müssen, so richtig geniessen.
Nach der morgend- lichen Sonderein- lage am Römer- kastell kochten wir zum Mittag Linsen. Am Morgen waren die trockenen Lin- sen in einem Pla- stikbeutel mit Was- ser vermischt und zum Quellen ge- bracht worden. Der Sack wurde zuge- bunden und hinten auf dem Fahrrad befestigt. Wir mussten uns am Mittag beeilen, da der Sack mit den Linsen immer dicker wurde und zu bersten schien. Der Eintopf, mit Zwie- beln angereichert, schmeckte auch ohne Speck sehr gut. Gestärkt fuhren wir weiter durch Regensburg, kamen jedoch nur sehr mühsam voran. Beide hatten wir ein bisschen Muskelkater in den Oberschenkeln und Waden. Zudem machte uns das Sitzen immer noch zu schaffen. Um 7 Uhr 30 fanden wir einen geeigneten Patz neben der Donau. Nach einem kleinen Spaziergang am Donau-Ufer wurde das Zelt aufgebaut und anschliessend die müden Glieder ausgestreckt. Es wurde eine klare Nacht. Durch die Abgeschiedenheit konnte man am Himmel wunderschön die Sternbilder erkennen, die wir mal bei den Pfadfindern gelernt hatten und dadurch auch in alten Erinnerungen an diese Zeit schwelgen.
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