Dienstag, 2. Juli 2002
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Wetter: |
schön warm | |
Strecke: |
Linz, Enns, Ybbs | |
Tagesetappe: |
110 km
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Total 925 km |
Wir waren schon um 7 Uhr wach und nach dem üblichen Kaffeegenuss ging es gegen 8 Uhr weiter nach Linz. Zuerst ging alles von alleine im Schuss abwärts (wir hatten ja am Vortag durch die Schieberei dafür vorgearbeitet). Leider ging es viel zu schnell und die meiste Energie verdampfte in den Bremsen. Auf der Bundesstrasse angekommen, konnten wir auf einem Radweg neben einer stehenden Autokolonne Linz erreichen (Übrigens ein Genuss, den stehenden Autos zuzuwinken). Wir waren so richtig im Schuss und liessen daher Linz auf der rechten Seite liegen. Unser nächstes Ziel, das wir anpeilten, war Enns, das wir um 11 Uhr erreichten.
Eigentlich wollten wir wieder einmal Leber kaufen und selber kochen. In der Metzgerei gab es aber keine, so dass wir uns entschlossen, in einem Gartenrestaurant unsere erste erfolgreiche Woche zu feiern. Das Ganze bei Grillspiess und einem grossen Bier. Es wurden jedoch zwei, und mit vollem Bauch ging es dann zur Fähre, auf der wir zum linken Ufer fuhren. Zuvor jedoch, ca. 50m vor der Fähre, hörte ich hinter mir einen Aufschrei von Gerd, der sich durch ein grosses Plakat, das über dem Radweg hing, ablenken liess und dadurch eine Absperrkette übersah. Seine Fahrt wurde jäh gebremst, da die Kette an der Lenkstange kein Weiterkommen zuliess. Durch den grossen Ruck sauste er, von fremder Macht getrieben, aus dem Sattel und machte beinahe einen Handstand. Zum Glück ist er nicht vom Fahrrad gefallen und hat sich dabei verletzt (waren es eventuell die zwei grossen Bier, die diesen Zwischenfall auslösten?).
Jetzt schnell auf die Fähre, die schon auf uns wartete, und drüben auf der anderen Seite den Donauradweg weiter nach Grein.
"In Grein liessen sie uns allein". Das konnte man wirklich sagen, denn wir mussten wieder einmal unsern Weg suchen. Es ging noch einmal 3 km zurück und dann über die Donaubrücke zur rechten Uferseite, wo wir unsere Reise wieder gemütlich fortsetzen konnten. Abseits der Autostrassen war es ein wunderschönes Fahren auf den asphaltierten Radwegen, ohne auf den Verkehr achten zu müssen. Dadurch konnten wir uns auch unterhalten und die Zeit verging im Hui. Vor Ypps machten wir noch unsere Abendbrotpause, um dann noch 15 km weiterzufahren. Nach dem Ort fanden wir direkt an der Donau einen Zeltplatz, den wir auch nutzten, da es sehr nach Regen aussah. Müde genug waren wir auch. Das Zelt war schnell aufgestellt, und im Radio hörten wir von einem Unwetter in unserer Nähe mit Hühnereier grossen Hagelkörnern. Keine so gute Nachricht, da der Hagel dort 10 cm hoch auf den Strassen lag. Wir legten uns um 9 Uhr zur Ruhe und träumten von dem vergangenen schönen Tag.
Mittwoch, 3. Juli 2002
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Wetter: |
am Morgen windig, mittags warm und schwül | |
Strecke: |
Hinter Ybbs, Melk, Krens, Tulln | |
Tagesetappe: |
115 km
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Total 1040 km |
Am Morgen standen wir um 7 Uhr auf und komischerweise waren wir schon um 8 Uhr unterwegs. Es schien, dass wir die Sache so langsam in den Griff bekommen. Jeder wusste, was er zu tun hatte. Alles ging schon ziemlich automatisch. Ich war mit meinem Kocher beschäftigt und der Gerd legte das Zelt zusammen. Dann gemeinsames Frühstück, Waschen und los ging die Fahrt. Die Reise nahm jedoch nach einer Stunde ein jähes Ende, denn ich hatte meinen zweiten platten Reifen. Diesmal Gott sei Dank vorne. Nach einem halbstündigen Unterbruch konnten wir wieder auf die Räder sitzen und unsere Fahrt nach Melk fortsetzen. Dort mussten wir noch zum Melker Stift hinauf schnaufen. Am Eingang war ein Brunnen, wo wir uns frisch machen konnten, um die dreckigen Hände zu waschen, die durch die Reparatur sehr litten. Der Gerd meinte, dass er nicht einmal bei der Arbeit zu Hause so schmutzig würde. Um ein kulturelles Ereignis in unsere Reise einzuflechten, besichtigten wir das Stift. Der Rundgang wurde sehr verständlich dargestellt, wobei Modernes mit Altem sinnvoll verknüpft wurde. Anschliessend schauten wir uns noch die grossartige, prunkvolle Stiftskirche an. Man müsste mehr Zeit haben um alles zu sehen und verstehen.
Nach dem Füllen unserer Wasser- flaschen an dem Brunnen vor dem Stift fuhren wir nach Melk zurück, um noch etwas ein- zukaufen (keine Leber). Danach wollten wir ausser- halb der Stadt an einem Picknickplatz unser zweites Früh- stück zu uns nehmen. An einem "Händel" Grill stieg uns jedoch der Duft so stark in die Nase, dass wir in der dazugehörenden Metzgerei mit Gartenwirtschaft stecken blieben. Das Hühnchen war schnell gerupft und der Reis mit Salat schnell mit einem Bier hinunter gespült. Jetzt hatten wir wieder Kraft, die Pedale hinunter zu drücken, um Krems zu erreichen. Unterwegs hat sich noch eine riesige Heuschrecke auf meinen Waden niedergelassen (wollte wohl auch als blinder Passagier nach Krems).
In Krems und danach sahen wir die Verwüstung durch den Hagel, der am Vortag nieder gegangen war. In der Stadt lagen noch grosse Berge von Eis, die mit Schneepflügen zusammengescharrt worden waren. Auf den Bäumen waren keine Blätter mehr und viele Äste waren abgebrochen.
Über die drückend heisse Donaubrücke ging es auf die rechte Uferseite. Bei der Auffahrt kam es uns doch komisch vor und wir fuhren noch einmal zurück. Jetzt waren wir uns ziemlich sicher. Doch als wir auf der andern Seite wieder Donauaufwärts fuhren, kamen erneut Zweifel auf. Also alles noch einmal zurück und mal nachfragen. Die ersten, denen wir begegneten (mit Donauradplan), sagten uns, dass wir über die Bücke müssten. Wir unterhielten uns noch ein Weilchen und bei dem Gespräch stellte sich heraus, dass das Ehepaar aus meiner Nähe in Baden, aus Brugg kam.
Nachdem wir 2km die Donau aufwärts gefahren waren, kamen wir nach zwei scharfen Rechtskurven wieder auf den richtigen Weg (Donauabwärts). Kaum hatten wir die Donau wieder unter unserem Hintern, stoppten wir nach kurzer Fahrt erneut, um uns und die Wäsche zu waschen. Gerd sprang sogar in die Donau mit den Kleidern, die er anhatte (wusste gar nicht, dass er so dreckig war). Das tat richtig gut an dem schwülen Nachmittag. Jetzt setzten wir unsere Fahrt fort und es ging nach dieser Erfrischung zügig voran.
Um 6 Uhr wurde das Abendbrot gegessen und anschliessend ca. 50 m weiter in einem Restaurant noch der Schlummertrunk (1 Bier) eingenommen. Gegen Abend hatten wir wie am Morgen durch den Föhn starken Gegenwind, der unsere Geschwindigkeit bremste. Wir fuhren jedoch noch ein paar km und kamen zu einem kleinen Wäldchen, in dem wir neben einem Bienenstock übernachten wollten. Wir waren gerade dabei, um 8 Uhr 30 das Zelt aufbauen, als ein Förster kam und uns sagte, dass das Privatgrund wäre und wir nicht zelten dürften. Wir sagten ihm dass es auch nicht unsere Absicht sei und wir auf dem offiziellen Campingplatz in Tulln übernachten wollten. Also nichts gewesen mit dem Zelten in freier Natur. Wir setzten unsere Fahrt fort und da im Raume Tulln alles mit Ferienhäuschen überbaut war, mussten wir auf eine Zement-Röhrenfabrik ausweichen. Todmüde stellten wir um 9 Uhr 30 das Zelt auf, wobei wir riesige Mühe hatten, die Heringe in den steinigen Boden zu bekommen. Sie wollten einfach nicht in den Boden eindringen. Im Zelt war es drückend heiss, und wir lagen da wie zwei tote Fliegen.
Das Radio wurde eingeschaltet und so konnten wir uns nach den Nachrichten über die Grosswetterlage in Österreich informieren. Sie berichteten, dass es zu Sturmböen und starken Regenfällen kommen würde. Der Wetterbericht war noch nicht zu Ende, da ging es schon los mit dem Wind. Die ersten Heringe wurden vom Sturm herausgerissen und die Wolken waren auch schon in einer beängstigenden Nähe. Also mussten wir noch einmal aus dem Zelt und alle Heringe und Spannseile mit Bruchgestein von kaputten Zementröhren beschweren. Dabei kamen wir trotz heftigem Sturm noch einmal richtig ins Schwitzen. Wir waren gerade fertig mit der Schwerarbeit, als sich der Wind legte und wir von einer stürmischen Nacht mit wenig Schlaf verschont wurden.
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