Fahrradreise

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Juni / Juli 2002

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Freitag, 5. Juli 2002
Wetter: schön und warm
Strecke: Wien Fischeranmarkt Neusiedlersee
Tagesetappe:  67 km
Total 1152 km
Am morgen wurde um 8 Uhr im Hotel an einem gedeckten Tisch ausgiebig gefrühstückt und anschliessend ging es zum Einkaufen kurz zum Naschmarkt, wo wir ausser Obst nicht viel bekamen. Nach einem Marsch durch die Kärntnerstrasse mit kleiner Rast in einem Nordseeladen ("Heringsbrötchen") ging es zum Hotel zum Fahrrad bepacken. Um 1 Uhr machten wir uns auf den Weg und fuhren zum Abschied noch ein bisschen die Donau abwärts. Dabei trafen wir einen Holländer, der nach Bratislava und weiter nach Rumänien wollte. Wir suchten zusammen den Weg nach Osten, was ein schwieriges Unterfangen war. Es gab keine konkreten Wegweiser und nach einer längeren Fahrt der alten Donau entlang endete der Weg im Nichts. An einem Wochenendhäuschen sagte uns ein einheimischer Wiener, dass ein beinahe unsichtbarer Pfad abzweige, der uns wieder auf den richtigen Weg bringen würde. Also das ganze ein Stück zurück. Wir mussten die Räder noch durch gegenseitiges Helfen einen steilen Damm hinauf schieben, um auf die richtige Strasse zu kommen. Entkräftet verabschiedeten wir uns bei Fischeranmarkt von der Donau und anschliessend von unserem Begleiter, der mir noch sagte, dass er zwei Monate Zeit für seine Reise habe und Medizin studiere. Netter Kerl!

Nachdem wir abgebogen waren, fanden wir einen Schnellimbiss, in dem wir Seelachsfilet mit Kartoffelsalat assen und dazu ein kühles Bier tranken. Es war immer noch sehr heiss, als wir die Fahrt um 4 Uhr fortsetzten, um weiter in Richtung Neusiedlersee zu kommen. Im Burgenland erzählten uns Einheimische, dass der Wasserspiegel schon um 60 cm gesunken sei, da es zu wenig geregnet habe und die Bauern dem See immer noch Wasser entnehmen würden. Der Gerd war heute besonders langsam. Ich hatte schon die Befürchtung, dass er Heimweh nach dem schönen Wien habe. Danach befragt hat er es jedoch verneint. Nach einem kleinen Imbiss konnten wir 1 Stunde später gegen 9 Uhr unser Zelt aufbauen, wo wir auch schon um 10 Uhr unsere Glieder ausstreckten und einschliefen.

Samstag, 6. Juli 2002
Wetter: Schön und warm 
Strecke: Rust, Mörbisch, Sopron, Grosswarasdorf, Lockenhaus, Rechnitz
Tagesetappe:  99 km
Total 1251 km
Heute war wieder ein neuer Rekord im Aufstehen. Wir waren schon nach einem ergiebigen Frühstück um 7 Uhr 30 auf den Rädern und konnten weiter nach Süden strampeln. Nachdem wir durch die Weindörfer Rust und Mörbisch gefahren waren, ging es ab nach Ungarn. Der Zoll war mit einem Mann besetzt und ausser unseren Ausweisen wollte er nicht mehr viel von uns. Also ging es auf ungarischem Boden weiter nach Sopron. Am Ortseingang mussten wir zu einer Autowerkstatt und ein bisschen Öl tanken. Die Fahrräder quitschten schon bedenklich und die Gänge konnten nicht mehr so gut geschaltet werden vor lauter Dreck. Der Automonteur, der nur ungarisch konnte, war sehr nett und nachdem ich ihm klar gemacht hatte, dass wir ein bisschen Öl für die Räder benötigen würden (alles auf ungarisch mit Händen und Füssen), hatten wir nach der kurzen Unterbrechung die Räder wieder so weit im Schuss, dass wir die Fahrt in die Stadt fortsetzen konnten.

Ausserhalb von Sopran wählten wir eine abseits gelegene Strasse, die uns weiter bringen sollte. Die gut geteerte Strasse wurde nach 2 km zu einer Naturstrasse und diese nach weiteren 2 km zu einem Pfad. Es schien uns immer noch, dass wir Ungarn auf dem richtigen Weg verlassen würden, als wir 200 m weiter vorne die Wachhäuschen der österreichischen Grenze erblickten. Jetzt wurde es spannend, da der Weg in einem Nichts endete. Auf der österreichischen Seite sah der Gerd ein geteertes Wegchen. Also musste das wieder Österreich sein. Wir schoben unsere Fahrräder durch das hohe Gras und standen plötzlich wieder in Österreich. Das war ja noch einmal gut gegangen, denn wir wollten nicht noch einmal den ganzen Weg zurück fahren, um zum richtigen Grenzübergang zu gelangen. Wir bestiegen unsere Räder und fuhren ca. 100 m weiter, als wir durch ein "Halt, Halt!" aufgeschreckt wurden. Wir drehten uns um und sahen zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Grenzsoldaten, die auf uns zu rannten. Ganz ausser Atem näherten sie sich uns und nachdem sie uns aufgefordert hatten, die Ausweise zu zeigen, was wir auch sofort taten, konnten wir weiter ziehen. Ich dachte zuerst, dass sie uns zurück schicken würden. Glück gehabt!

In Lackendorf wollten wir wieder einmal Leber für das Mittagessen kaufen. Mussten aber, da die Leber wieder einmal ausgegangen war, mit Würstchen (Krainer) vorlieb nehmen. Einmal gibt es sicher noch Leber. Wir fuhren also mit unserem Einkauf weiter und in Grosswarasdorf fragte ich einen jungen Mann nach dem Weg und nach einem Dorfbrunnen. Der Weg war schnell erklärt und wegen dem Wasser würde es das Beste sein, wenn wir zu ihm nach Hause kämen. Die Flaschen waren in der Waschküche schnell gefüllt und weiter ging die Fahrt. Bei einer kleinen Kapelle 2 km ausserhalb des Dorfes wollten wir kochen, was sich durch den ständigen Wind als schwere Aufgabe herausstellte. Mein Rucksack und Gerds Regenschutz dienten als Windbarriere ( war keine so gute Idee von mir). Plötzlich hatte der Regenschutz durch die Hitze hässliche, grosse schwarze Löcher. Unser Kartoffeleintopf mit Nudeln war trotzdem gut und mit den Würstchen schmackhaft. Nach dem Essen mussten wir beide ein kleines Päuschen einlegen, damit wir gestärkt wieder an unser Werk gehen konnten.

Weiter ging es der Ebene entlang, bis wir bei Lockenhausen den ersten Berg vor uns sahen. Nach einer einstündigen Steigung dachten wir, das Ende wäre gekommen, was sich leider nicht bewahrheitete. Die Sonne brannte erbarmungslos herunter und wir kamen sehr stark ins Schwitzen. Bei einer Waldschneise mussten wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen und uns mit einem Apfel stärken. Danach dachen wir, dass es abwärts gehen würde. Leider waren es nur 2000 m. Danach ging es ständig im Wechsel mal im ersten Gang fahrend, dann wieder schiebend, den Berg hinauf. Nach 2,5 Stunden hatten wir den Gipfel mit ca. 900 m erreicht. Das Abendbrot nahmen wir auf der Passhöhe ein und dann probierten wir noch, Gerds vordere Speiche zu reparieren. Leider waren unsere Reservespeichen nur für das Hinterrad gedacht und dadurch zu kurz. Also wieder Luft pumpen und weiter. Unsere Abendbrotkalorien konnten wir gar nicht abarbeiten, denn nach einer Passhöhe geht es meistens bergab. Im Sausetempo ging es talwärts (tolle Abfahrt). Innert kurzer Zeit hatten wir 10 km mehr auf dem Tacho. Jetzt ging die Sucherei nach einem geeigneten Schlafplatz los. Neben einem Bohnenfeld wurden wir fündig und stellten schnell das Zelt auf. Es sah nach Regen aus und wir waren froh einen geeigneten Platz gefunden zu haben. Um 9 Uhr war der Tag für uns zu Ende.


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