Fahrradreise

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Juni / Juli 2002

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Freitag, 12. Juli 2002
Wetter: schön und heiss
Strecke: Trbusa, Nova Gorica, vor Udine
Tagesetappe:   74 km
Total 1777 km
Nach einer beinahe schlaflosen Nacht (ich war die ganze Nacht am Bremsen), was sicher noch vom gestrigen Herunterfahren kam, wurde nach 8 Uhr die Fahrt auf dem holperigen Naturweg fortgesetzt. Die Landschaft war ja traumhaft schön und wir genossen die herrlichen Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. Nach 2 km beschwerlichem Abstieg ging es sofort hinter einem kleinen Weiler wieder bergan. Steil, sehr steil und beschwerlich ging es auf dem lockeren Kiesweg hinauf. Die Räder rutschten ständig seitlich weg, was das Ganze noch mühsamer machte. So stapften wir auf einer Läge von 7 km auf 929 m Höhe und mussten auf halber Strecke doch noch eine kleine Rast einlegen, um neue Kräfte zu sammeln. Oben angekommen, bewunderten wir eine Weile die wunderschöne Aussicht und fuhren dann auf der Schotterstrasse langsam talwärts. Wir dachten, dass wir jetzt auf dieser rutschigen und steilen Strasse bis nach Nova Gorica fahren müssten. Doch, oh Wunder! Nach einem Kilometer Fahrt wurde aus dem Schotterweg eine wunderbar ausgebaute glatte Asphaltstrasse. Kilometer um Kilometer konnten wir zu Tale gleiten, ohne die Bremsen gross zu belasten. Ein wunderschönes Erlebnis nach all den Qualen. Man kam sich vor, als würde man fliegen. Der Tacho tickte ständig seine Kilometer herunter und nach 17 km konnten wir Nova Gorica und die weite italienische Ebene erkennen.

bild28 Wir mussten jetzt in eine Hauptstrasse, die nach Nova Gori- ca führte, einbiegen. Gerd musste eine Vollbremsung ma- chen, um nicht in die Hauptstrasse zu rauschen. Mit qui- tschenden Bremsen kam er doch noch rechtzeitig zum Stehen.

Im Zentrum der Stadt mussten wir zur Feier des Tage eine Pizza in einem Gartenrestaurant bestellen. Natürlich wieder mit einem Bier. Wir konnten von der Garten- wirtschaft aus Kinder beobachten, die in dem Dorfbrunnen, der wie zwei Muschelschalen aussah, bei dem heissen Wetter herum platschten. Bei dem ständig frisch zufliessenden Wasser konnten sie sich sicher abkühlen (wir machten es mit einem Bier). Nach dem gemütlichen Essen wurden unsere Flaschen gefüllt und ab ging es zum italienischen Zoll, der in der Nähe war. Jetzt war die Anspannung mehr auf den italienischen Zoll gerichtet, ob er uns überhaupt - so wie wir aussahen - Einlass gewähren würde. Schliesslich hatte der Slowenische Zoll schon gefragt ob wir genug Geld bei uns hätten. Sonderbarer weise hatten wir dann überhaupt keine Probleme (logisch, der Zöllner war gerade am Zeitung lesen.).

Also ab Richtung Udine auf der sehr stark befahrenen Hauptstrasse. Nach einer guten Stunde waren wir von dem Abendverkehr so genervt, dass wir in ein kleines Bistro an der Strasse einkehrten und eine gemischte Platte mit allerlei Schinkensorten, Salami, Käse bestellten. Dazu gab es einen halben Weisswein und ein Mineralwasser zum Mischen. War ein billiges Nachtessen, denn es kostete nur 8,60 Euro (für 2 Personen). Zuvor hatten ich einen Mirabellenbaum gesehen und der Gerd legte, durch mich aufmerksam gemacht, zu spät eine Notbremsung ein. Dabei riss das hintere Bremskabel und wir mussten in eine Reparaturwerkstatt, nachdem wir einen Mann auf einem Fahrrad danach gefragt hatten. Es war noch eine lustige Angelegenheit in der schrottreifen Werkstatt. Die Reparatur dauerte eine gute halbe Stunde und kostete nur 3 Euro. Nachdem der grösste Abendverkehr vorbei war, setzten wir unsere Reise bei der grossen Abendhitze noch ein paar km fort.

bild29 Müde von dem zu Ende gehenden Tag suchten wir abseits der Haupt- strasse einen geeig- neten Parkplatz. Wie so manches Mal konnten wir um 8 Uhr abseits der Strasse zwischen zwei Maisfeldern unser Zelt aufstellen.


Samstag, 13. Juli 2002
Wetter: schön und heiss 
Strecke: Udine, Tolmezzo
Tagesetappe:  88 km
Total 1825 km
Um 8 Uhr, nach Ablauf unserer Morgenprozedur, machten wir uns gemächlich auf den Weg durch Udine, das historisch kein Kleinod war. Dem Gerd war am Morgen eingefallen, dass wir doch wieder in die Berge sollten. Er meinte, dass er jetzt genug Maisfelder gesehen hätte. Auf der noch geraden Strasse war das Weiterkommen kein Problem und erst an einer Tankstelle, wo wir frisches Wasser holten (war mehr Chlor als Wasser drinnen), wurde uns eine kleine Rast aufgezwungen. Der nette Tankstellenwart sah, dass wir durstig waren und gab uns gratis 2 Flaschen Mineralwasser, das, da es sehr kalt war, hervorragend mundete. Nach dem Einkauf von Obst in einem Supermarkt fuhren wir bis zur Abbiegung nach Tolmezzo.

bild30 Dort konnten wir an einem Seitenarm des fast ausge- trockneten alten Flusslaufes unsere Kleider waschen und ausgiebig baden. Die ge- waschenen Kleider trock- neten auf den Steinen und da der Hunger immer grös- ser wurde, bereiteten wir uns im Schatten der Bü- sche ein Mahl aus Spiräl- chen und Knoblauch mit Zwiebeln zu (haben wir doch sehr oft gegessen). Dazu gab es die obligatorische Tomatensauce. Mein Fahr- rad machte mir jeden Tag grössere Sorgen, denn das Hinterrad war bedenklich dünn geworden und ich wusste nicht, wie lange es noch halten würde.

Strandbesucher Nach Tolmezzo wurden die Kurven zahlreicher und die Strasse enger. Langsam mussten wir immer mehr in die Pedale steigen und nach kleineren Abfahrten ging es jedesmal steiler bergan. Aus den leichten Hügeln wurden zunehmend steilere Berge. In Ampezzo tankten wir noch einmal Wasser und am Ausgang des Dorfes nahmen wir das Abendbrot ein. Langsam wurde es auch windiger und kühler und grosse Gewitter- wolken brauten sich zu riesigen Türmen auf. Jetzt mussten wir uns beeilen, um einen Schlafplatz zu finden. Bei böigem Gegenwind fuhren wir noch ein paar Kilometer weiter und wurden von Blitz und Donner begleitet. Davon Rasen konnten wir an dem ersten steilen Aufstieg auch nicht. Teilweise mussten wir wieder unser Gefährt schieben. Ein Italiener rief im Zorn aus dem Auto, dass die Strasse zum Fahren sei (Armes Italien; und ich dachte schon, die Idioten wären ausgestorben). Nachdem wir ein steiles Stück bewältigt hatten, konnten wir auf einen kleinen Feldweg ausweichen und nach 100 m einen wunderschönen Zeltplatz finden.

bild32 Um 8 Uhr war das Zelt aufgebaut und eingeräumt. Nachdem wir noch ein bisschen Musik gehört hatten, ging es um 9 Uhr 30 in die Heia. Das Gewitter hatte sich verzogen und ein neues war im Anmarsch.



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