Fahrradreise
Baden - Paris - Baden
August / September 2001


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Sonntag, 19. August 2001
Wetter: Superschöner Tag
Strecke: Oberwesel bis Kobern
100km
Am Morgen wurde erst einmal ein guter Kaffee (meistens Capuccino) gekocht und auf dem nahen Holzstapel die Marmeladestullen geschmiert. Die ersten Sonnenstrahlen kamen aus dem Dickicht hervor und wir rüsteten uns zu der 3 km langen Talfahrt, die diese mein Bruder durch seine schwachen Bremsen langsam anging. Zudem hatte er Zahnschmerzen bekommen, die nicht aufhören wollten. Unten angekommen, konnten wir am umgeleiteten Bach lustige kleine Spielzeughäuschen sehen, in denen Männlein sägten und schmiedeten. In einem andern Haus, einer Mühle, wurde Korn gemahlen und daneben fuhr eine Miniaturseilbahn den Berg hinauf. Auf einem kleinen Platz vergnügten sich Kinderpuppen auf einer Schaukel, oder auf einem Pferd des sich drehenden Karussells. Alles drehte und bewegte sich durch die Kraft des Baches, der durch das schmale Tal floss. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinsehen sollte. Da hat sich jemand grosse Mühe gegeben, durch sein Hobby sich und den anderen Leuten eine Freude zu bereiten.

Um 10 Uhr wurde unserer gemeinsamen Bekannten (Radtour durch Deutschland 1993 im Thüringer Wald kennen gelernt) Dietlinde in Boppard telefoniert. Sie war begeistert, dass wir sie treffen wollten. Wir hatten uns in Koblenz am Deutschen Eck verabredet und die arme Dietlinde musste alle Termine für den Tag absagen und 100 km mit dem Auto uns entgegen fahren, während wir unsere Wäsche noch im Rhein dem Wasser aussetzten, um einigermassen schweissfrei in Koblenz anzukommen. Der Treffpunkt war gut gewählt, und nach kurzem Warten konnten wir Dietlinde in Empfang nehmen.
Die Veloknaben mit Dietlinde am deutschen Eck
Die Freude war natürlich riesengross, nach so langer Zeit sich wieder einmal zu treffen. Wir gingen in ein Gartenrestaurant und plauderten bei Kabeljau und Bier über verflossene Zeiten und wie wir es doch lustig hatten damals im Thüringer Wald. Mein Bruder hatte ja vor 2 Jahren Dietlinde in Amerika auf Besuch und sie hatten auch dort manches unternommen. Die Veloknaben mit Dietlinde am deutschen Eck
















Anschliessend wurde noch über kommende Aktionen in Sachen Ferien geredet. Um 6 Uhr verabschiedeten wir uns von Dietlinde, was uns bei so einem gemütlichen Geplauder, schwer fiel.





Wir fuhren noch 2 Stunden mit Ermüdungsunterbrüchen (war wohl doch zu viel Bier), bis wir einen geeigneten, versteckten Platz zum Zelten in der Nähe von Kobern erreichten und müde unser Zelt aufstellen. Nach kurzem Imbiss wurde noch ein Spaziergang unternommen (zum geradebiegen der Gelenke) und durch den schönen Tag beseelt, anschliessend in den Schlafsack gekrochen.


Montag, 20. August 2001
Wetter: Wie gewohnt schön und heiss, Gewitter in der Nacht
Strecke: Von Kobern bis Graach
102km
Natürlich sind wir wieder nicht rechtzeitig aus dem Nest gekommen, und wir mussten uns beeilen, das Frühstück zu uns zu nehmen, um vor dem Mittag aufbrechen zu können (ist natürlich stark übertrieben). Dann ging es aber doch los, obwohl der Gerd immer noch Zahnschmerzen hatte (schon den 3. Tag), die jedoch durch Dietlindes Hilfe mit Nelkenöl gedämpft wurden. Die Kilometer läpperten sich zum Schluss doch zusammen, was natürlich durch die wunderschöne Landschaft an der Mosel nie zur Langeweile führen konnte. Es war eine bezaubernde Landschaft mit den steilen Weinbergen, bei denen man wohl nur mit Sicherheitsseil die reifen Trauben ernten kann. Es war eine wirklich erholsame Fahrt, mit vielen unbefahrenen Velowegen, die noch lange in Erinnerung bleiben wird. Mit guter Laune (hatten wir immer bei der Reise) steuerten wir auf eine Strausswirtschaft zu, was vom Alkoholischen her ein Fehler war. In der Gartenwirtschaft wurde das Abendessen bestellt und anschliessend bei einer Diskussion über die Weiterreise verzehrt (Wurstsalat für den Autor, Maultaschen für Gerd, anschliessend noch Schmalzbrote und für den Verfasser Rohschinkenbrot). Zudem wurde natürlich genügend Riesling und Blauburgunder getrunken (ca. 7dl für jeden, viel zu viel). Die letzten Sonnenstrahlen des Tages winkten uns zu, als wir uns, zur Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz, aufmachten. Bei dem Dorf Graach sahen wir einen verlassenen Fussballplatz, an dessen Rand ein geeigneter Schlafplatz sich befand. Wir fragten eine Fussgängerin, ob wir wohl hier übernachten könnten. Sie verstand uns aber nicht. Ist ja eigentlich logisch, wenn man sich als Irakerin erst seit 3 Monaten in Deutschland aufhält und zudem nicht einmal einen Deutschkurs in dem Kaff machen kann.
Deutschkurs intensiv vom arabischen ins englische und dann wieder zurück. Da soll noch einer drauskommen bei so viel Alkohol.
Nach dem Zeltaufbau lud sie uns zu einer Tasse Kaffee bei sich zu Hause ein. Wir wollten jedoch danach lieber ein durstlöschendes Bier. Gerd ging in das nahegelegene Restaurant und kaufte 9 Flaschen (eine war für die Gastgeberin gedacht). Das wurde ein langer Abend, der sich bis in die Morgenstunden hinzog (3 Uhr morgens). Der Gerd wollte ihr unbedingt in einem schnellen Intensivkurs in einer Nacht deutsch beibringen. Zum Schluss merkten auch wir, dass deutsch eine schwere Sprache ist.


Das Gewitter in der Nacht haben wir bei der Gastgeberin beim Kaffee in der Wohnung überstanden. Jedenfalls zogen wir uns in den frühen Morgenstunden, wirr im Kopf und müde von den Deutschlektionen, in unser Zelt am Fussballplatz zurück.

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