Fahrradreise
Baden - Paris - Baden
August / September 2001


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Montag 03. September 2001
Wetter: Wenn Engel reisen: superschön, angenehm warm
Strecke: Arc et Senans, Levier, Pontarlier
65km
Das war ja ein lustiges Aufstehen, als der Bauer plötzlich sein Maisfeld abernten wollte. Da kam beinahe Hektik bei uns auf. Der Bauer liess uns jedoch in Frieden und wir konnten noch unser Frühstück mit viel Kaffee geniessen, bis der Arbeitstag bei den Bauern begann und sie auf dem Feldweg mit ihren Traktoren umherkutschierten.

Wir brachen auf und um 11 Uhr hatten wir erst 8 km hinter uns gebracht. Das machte den Eindruck, als wolle sich keiner in die Berge wagen, die bedrohlich grösser wurden und auch bedenklich näher kamen. Nach gemütlicher Fahrt bog die Strasse plötzlich nach links und es blieb uns keine andere Wahl, als den ersten 4 km langen Aufstieg in Angriff zu nehmen. In der Höhe bei Myon, auf einer sonnigen Wiese, wurde das Brot mit Wurst und Dijonsenf eingenommen und wir konnten ins Tal blicken und das schöne Wetter geniessen. Das war ein richtig wunderschöner Herbsttag.

Bei der holperigen Abfahrt mussten die Bremsen alles hergeben, was in ihnen steckte. Wir kamen relativ gut voran, wenn man berücksichtigt, dass wir Ferien hatten. So ging es bergauf und manchmal sogar ein bisschen bergab. Beim Herunterfahren konnte man sich gar nicht so richtig erholen, da der nächste Hügel schon wieder wie eine Wand vor einem stand. So fuhren wir bis nach Levier und gingen zur Erholung einkaufen. Mit neuem Proviant versorgt fuhren wir, in der Annahme es würde einmal bergab gehen, auf der mittelmässig befahrenen D 72 Richtung Pontarlier, wo wir unser Abendessen kochten (Nudeln mit Knoblauch, einer Saucisson und Tomatensauce). Zuvor hatten wir versucht, in einer Auberge etwas zu essen, die jedoch leider zu war. Nicht stören!! Chefkoch beim Knoblauch schälen.

Unser Essen war aber auch gut und vor allem kalorienarm.

Um 8 Uhr waren wir mit dem Essen und vollen Bäuchen bereit zur Weiterreise und uns ein Nachtlager zu suchen. Es wurde jedoch zunehmend kälter, sodass wir uns entschlossen, in dem Wald, in dem wir uns gerade befanden, 100 m von der Strasse entfernt, zu schlafen.

Wir beobachteten noch einen wunderschönen Sonnenuntergang, der den Himmel in glutrote Farbe hüllte. Was da so beeindruckend am Himmel zu sehen war, liess nichts Gutes für den nächsten Tag erahnen. Müde legten wir uns schlafen und dachten an die schönen vergangenen Tage.








Dienstag, 04. September 2001
Wetter: Morgens neblig, dann einsetzender Regen, der immer stärker wurde.
Gegen Abend zunehmender affenkalter Wind. Beim Aufwachen tröpfelte es.
Strecke: Bis vor Le Locle
50km

Beim Aufwachen tröpfelte es leicht durch den Nebel. Und beim Frühstücken im Freien wurde der Regen zusehends stärker, sodass wir in das Zelt verschwinden mussten, um dort das Frühstück zu beenden. Der Regen liess nicht nach und wir legten uns wieder zum Ausruhen hin. Um 10 Uhr wollten wir jedoch wieder den Drahtesel zwischen die Beine klemmen und waren gerade dabei, das Zelt abzubauen, als erneut ein kräftiger Regenguss auf uns nieder ging. Schnell wurden die Heringe wieder eingegraben und wir verschwanden unter dem Zeltdach. Heute wollte es wohl nicht mehr schön werden. Somit beschlossen wir erst um 11 Uhr, unseren Platz zu verlassen. Kurz vor 12 Uhr ging die Reise los und wir konnten endlich unseren Regenschutz ausprobieren. Ein bisschen frieren tut ja nicht weh, aber es war doch relativ kalt. So zitterten wir unsere Kilometer runter über Pontarlier bis zur Abzweigung Lausanne / Neuenburg (la Cluse et Miloux).

An der Verzweigung Lausanne/Neuenburg gab es noch einmal ein gutes Mittagessen. Jetzt war die letzte Gelegenheit gekommen noch einmal französisch zu essen. Ein schönes gemütliches Restaurant an der Strasse liess uns, unterstützt durch den wieder einsetzenden Regen, einkehren. Jetzt konnten wir uns noch einmal richtig ins Zeug legen. Das teuerste Menü war gerade recht genug für uns und schliesslich hatten wir es uns nun auch einmal verdient. Zuerst gab es geräucherten Schinken mit einem bisschen Salat. Anschliessend eine schöne grosse Forelle in Buttersauce. Dann ging es zum 3. Gang, der aus Filet Mignon mit Morcheln und kleinen Kartoffelbällchen mit Erbsen bestand. Als Dessert gab es noch genügend Käse, den wir nicht mehr ganz aufessen konnten. Natürlich floss auch genügend Côte du Rhône (7dl), nicht wegen dem Durst, sondern wegen dem kalten Wetter. Wir hatten es auf jeden Fall genossen und das Essen war gut und reichlich. Nach dem Käse gab es noch Zitroneneis mit Himbeersauce. Jetzt waren die Bäuche wieder voll und nach 3 Uhr Zeit zum Aufbrechen (2 1/2 Stunden dauerte das Mittagessen).

Das Wetter war jedoch immer noch kalt und regnerisch. Auf jeden Fall kamen wir ohne Probleme über die Grenze in die Schweiz. Die Zöllner hatten wohl keine grosse Lust, bei dem Wetter aus ihrem warmen Gebäude zu kriechen. Bei leichtem Getröpfel ging es den Jura hinauf. Die dicken Regenwolken im Nacken waren noch weit entfernt und es blies ein zünftiger Rückenwind, der das Fahren erleichterte. Man konnte so richtig in Gedanken versunken dahinfahren, als plötzlich mein Bruder schrie und mir zurück winkte. Dann sah ich auch die graue Wand vor mir, die immer näher kam. Ich fuhr schnell zurück, um unter dem Dach einer Autowaschanlage in Sicherheit zu sein, als es auch schon fürchterlich anfing zu regnen. Da waren wir nun im Trockenen. Jetzt ging der Zauber erst richtig los, denn wir fingen an zu frieren und der Wind artete zu einem böigen Sturm aus. Wir harrten noch eine Stunde aus, bis uns die Kälte zur Weiterfahrt zwang.

Kuhparade im schweizerischen Jura Jetzt ging alles hoppla hopp. Nach 10 Minuten Fahrt fanden wir einen geeigneten Zeltplatz bei den Kühen, und in Rekordzeit war das Zelt aufgebaut und wir im trockenen Inneren verschwunden. Gegessen wurde jetzt nichts mehr und nach einiger Zeit waren wir so müde, dass uns die Augen zufielen.

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Copyright © 2001 by Horst Grimm, Baden
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