Frankreichtour 2003

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Sonntag, 06. Juli 2003
Tagesetappe: Tarascon - Launac St. André
Total km:1166
Wetter: schön und warm, morgens kühler Wind



Die Nacht hatten wir in einer Gewürzküche zugebracht. Es roch beim Aufwachen im und um das Zelt herum wunderbar nach Thymian, Majoran und Estragon. Wir hatten es am Abend in einem wild wuchernden Gewürzgarten aufgestellt. Lässt man seine Phantasie walten und schaut sich unseren Zeltplatz von einiger Entfernung an, könnte man meinen, der Steinbruch sei eine Bratpfanne und das Zelt mit Inhalt ein mit Gewürzen gut präparierter Kalbsrollbraten.

Vor Earascon bzw. Beaucaire hatten wir übernachtet und fuhren um acht Uhr wie gewöhnlich los. In Windeseile wurden die ersten 50 km nach St. Gilles auf der relativ ebenen Strecke zurückgelegt. In dem Städtchen war gerade Markt und bei den verschiedenen, lieblichen Düften kam ein Hungergefühl auf.
 


Ein Brathähnchen mit Brot war jetzt gerade das richtige. („Das beliebteste Haustier der Deutschen ist und bleibt das halbe Hähnchen“). Auf einer Mauer im Park sitzend verschlangen wir den „Laplata-Geier“, immer unsere Fahrräder im Auge behaltend, da ein nicht so vertrauensvoll aussehender, ausländischer Franzose merkwürdig um unser Hab und Gut schlich.

Nach dem Verlassen des Ortes mussten wir leider wieder auf die Nationalstrasse ausweichen. Als wir in die Hauptstrasse einbogen, dachten wir erst, ganz Frankreich hätte sich an dem sonnigen Sonntagmorgen auf den Weg gemacht, um einmal ins Mittelmeer zu blicken. Das konnte man nur noch als stark befahrene Autobahn bis la Grande Motte bezeichnen. Als ich das so sinnlos dahin rollende Kapital betrachtete, kam mir ein Spruch von Mark Twain in den Sinn: „Man könnte viele Beispiele für unsinnige Ausgaben nennen, aber keines ist treffender als die Errichtung einer Friedhofsmauer. Die, die drinnen sind, können sowieso nicht hinaus, und die, die draußen sind, wollen nicht hinein“. Heute schien alles auf den Beinen zu sein. Die Stadt erreichten wir kurz vor Mittag und fuhren sofort in Richtung Damm, in der Hoffnung, dass es dort ruhiger zugehe. Unglaublich, was die Menschheit auf sich nimmt, um an das Meer zu kommen. Zwischen la Grande Motte und Carnon war beidseitig der Strasse ein Auto neben dem anderen geparkt und eine stehende Kolonne in unserer und der entgegen kommenden Richtung, Ausschau haltend, noch einen Parkplatz zu erhaschen. Dazu die Hitze und das Geschrei der Kinder. Chaos ist nur der Vorname! Wir warfen nur kurz einen Blick aufs Mittelmeer und wünschten uns, in den ruhigen Bergen zu sein.

Um schnell den Ort des Grauens zu verlassen, wollten wir von Carnon aus Montpellier umfahren und uns auf weniger befahrenen Seitenstrassen fortbewegen. Die Beschilderung war aber so miserabel, dass wir die N113 zur Weiterfahrt wählen mussten. Die Richtung war Béziers. An einer Tankstelle konnten wir uns noch frisch machen und das lang ersehnte Wasser tanken. Bei der Gelegenheit wurde auch die Reserveflasche für unseren Kocher mit einem Liter Benzin gefüllt. Argwöhnisch schaute uns die Tankstellenbesitzerin nach, ob es wohl mit dem einen Liter Benzin mit rechten Dingen zugegangen sei. Um acht Uhr fanden wir ca. 1000 m abseits der Strasse müde und abgekämpft einen Parkplatz für unser Zelt auf einem Stoppelfeld (ohne Gewürzdüfte).


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24. November 2003
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